Werbung

Rechter Kader ohne Waffe

Personalie zu Nils Altmieks

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

»Familienvater, aus Franken, Bauingenieur.« Diese Selbstbezeichnung stammt nicht aus einer Jobbörse oder einem Datingportal, sondern von der Webseite der extrem rechten Organisation »Identitäre Bewegung« (IB). Als deren Bundesvorstand wird hier Nils Altmieks, 32 Jahre, präsentiert. Während der völkische Kader auf dem Porträtbild auf karikaturhafte Weise nachdenklich in die Ferne blickt, dürfte er in der Realität grade eher Zornesfalten auf seiner Stirn haben. Vor Gericht musste Altmieks am Donnerstag eine Schlappe einstecken: Das Mitglied des inneren IB-Zirkels erhielt seinen Waffenschein nicht zurück.

Zur Begründung sagte der Vorsitzende Richter, dass der Kläger als langjähriger Bundesvorsitzender maßgeblich eine Organisation beeinflusse, deren Bestrebungen gegen die gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung gerichtet seien. Altmieks stand nach Recherchen der »Zeit« von der Vereinsgründung 2014 bis mindestens 2017 als Vorsitzender im Register des Amtsgerichts.

Außerdem habe der Kläger Meinungsäußerungen nicht nur am Rande der Legalität getätigt, so der Richter. Altmieks habe sich demnach auch bei drei Störaktionen unter anderem wegen Hausfriedensbruchs strafbar gemacht. Der IBler hatte gegen den Entzug seiner Waffenlizenz durch den Landkreis Erlangen-Höchstadt geklagt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Altmieks hatte bereits als Jugendlicher Kontakt zu Neonazis. Die Webseite der extrem rechten »Heimattreuen Deutschen Jugend« (HDJ) zeigte 2006 ein Foto, auf dem Altmieks in HDJ-Kluft eine Fahne in der Hand hielt. 2009 wurde der Verein verboten. Das Bundesverwaltungsgericht sah in der HDJ eine »Wesensverwandtschaft« mit der Hitlerjugend. 2014 hatte Altmieks laut dem »Antifaschistischen Infoblatt« zum Eintritt in die Jugendorganisation der AfD in NRW aufgerufen.

Das Gericht erklärte zum Abschluss: »Das Risiko, dass der Kläger die Waffen missbräuchlich verwendet, hat nicht die Allgemeinheit zu tragen.«

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!