- Politik
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Aktivisten sehen ihren Kiez bedroht
Auseinandersetzungen um Shisha-Bar in Leipzig / Linke befürchten Vergeltungsschläge durch Streetgang
Der Polizei ist bisher noch nicht bekannt, wer Teerfarbe auf der Fassade und der Fensterfront eines leer stehenden Ladenlokals in Leipzig-Connewitz verteilte. Aber es gibt ein vermeintliches »Bekennerschreiben«, das auf der linken Internetplattform Indymedia veröffentlicht wurde. Die Echtheit des Schreibens wurde bisher nicht bestätigt. Auf der Plattform kann jeder eigene Beiträge veröffentlichen. Der Übergriff wurde Anfang April verübt.
In dem Schreiben heißt es, die Tat richte sich gegen die mutmaßlichen Inhaber des Ladens. In diesem solle eine Shisha-Bar eröffnen, die angeblich aus dem Umfeld der Streetgang »White Lions« betrieben werden soll. Dieser Umstand sei nicht hinnehmbar, denn die - vorwiegend migrantisch geprägte - Gruppierung sei vor allem auf Zuhälterei und Prostitution fokussiert. »Frauen* stellen in diesen Strukturen lukrative Sexualobjekte dar oder fungieren als Reproduktionskraft in der Familie«, heißt es. Zudem würden die »White Lions« etwa mit dem Rockerklub »Hells Angels« zusammenarbeiten. Dies alles sei ein »Angriff auf unsere Idee eines solidarischen Kiezes, auf die Idee einer befreiten Gesellschaft«.
Nach der Veröffentlichung des »Bekennerschreibens« übernahm das sächsische Landeskriminalamt den Fall. Bis zu jenem Zeitpunkt lag der Polizei Leipzig keine Anzeige des Vorfalls vor. Dies bestätigte Uwe Voigt, Sprecher der Polizei Leipzig, dem »nd«. Der Fall werde vom Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) des Landeskriminalamtes - genauer: der »GEG LE«, der gemeinsame Ermittlungsgruppe der Polizeidirektion Leipzig und des LKA Sachsen für Fälle des Linksextremismus - überprüft. Unabhängig davon werde »in alle Richtungen ermittelt«, so Tom Bernhardt, Pressesprecher des Landeskriminalamtes. Mittlerweile hat die zuständige Hausverwaltung Anzeige erstattet.
Mitglieder der »White Lions« betreiben nach Informationen des »Antifaschistischen Infoblatts« ein Bekleidungs- und ein Tattoo-Geschäft, in dem auch Kleidung des Labels »Barstool Sports« vertrieben werde. Der Gründer des Labels stehe unter Verdacht, Teil des NSU-Netzwerks gewesen zu sein. Auch über Security-Firmen, in denen rechte Hooligans und »White Lions« beschäftigt werden sollen, scheine eine Verbindung zwischen rechter Szene und Streetgang zu bestehen.
Im Internet wird ein möglicher Vergeltungsschlag der Betreiber*innen bzw. ihres Umfelds gegen linke Objekte in Connewitz diskutiert. Juliane Nagel findet aber nicht, dass die Angst vor einer solchen Tat im Kiez spürbar wird. Das Büro der LINKE-Landtagsabgeordneten befindet sich unweit der künftigen Bar. Die Art und Weise, wie die Lokalpresse über der Vorfall berichtete, sei aufbauschend. »Es wird jedoch die Frage nach dem selbstbestimmten Kiez neu aufgeworfen. Ein selbstbestimmter Kiez ohne gemeinsame Positionen - wie es hier der Fall ist - der kann so nicht funktionieren«, so Nagel.
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