Es geht um mehr als Bratwurst und Bier!

Der 1. Mai muss wieder als Kampftag der Arbeiter*innenbewegung politisiert werden, findet Marie Frank

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Menschen sind Mai-müde: Die »Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration« in Berlin hat für viele schon lange ihren revolutionären Charakter verloren und ist zur linken Folklore-Veranstaltung verkommen. Und auch in anderen Städten zeugen sinkende Teilnehmer*innenzahlen von der nachlassenden Motivation klassenkämpferischer Demonstrant*innen. Den 1. Mai deswegen als internationalen Kampftag der Arbeiter*innenbewegung abzuschreiben, wäre jedoch falsch. Weder darf man ihn den Nazis mit ihrem völkischen Antikapitalismus überlassen, noch den neoliberalen Verwaltern des Status quo, die die Arbeiter*innen mit Bier und Bratwurstpartys befrieden wollen. Das käme einer Kapitulation gleich.

Der 1. Mai ist seit mehr als hundert Jahren ein wichtiges Symbol des Klassenkampfes. In einer Zeit, in der Arbeiter*innenrechte immer mehr zurückgenommen werden und die Isolierung der Arbeiter*innen erfolgreich vorangetrieben wird, ist dieser Tag wichtiger denn je: Wann könnte - neben den zahlreichen Kämpfen im Alltag - das so dringend benötigte klassenkämpferische Bewusstsein besser gebildet werden als am Tag der Arbeit?

Kontra: 1. Mai

Es geht um Champagner und Gänseleberpastete! Auf den sogenannten Kampftag der Arbeiterbewegung kann vollständig verzichtet werden, findet Thomas Blum.

Um das zu erreichen, braucht es jedoch mehr als nur Krawalle, diese müssen auch mit politischem Inhalt gefüllt werden. Verkommt Gewalt zum Selbstzweck, sinkt nicht nur die Legitimation, sondern auch das Potenzial der Einbindung relevanter Gruppen. Der Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Umweltzerstörung betrifft letztlich uns alle. Arme, Frauen*, Migrant*innen, Mietenaktivist*innen, Umweltschützer*innen, Obdachlose, streikende Lohnarbeiter*innen, Sexarbeiter*innen oder Geflüchtete. All diese Positionen einzubeziehen und den Ausschluss der Einzelnen als strukturellen Bestandteil des kapitalistischen Systems aufzuzeigen, ist die zentrale Herausforderung. Denn am 1. Mai geht es eben nicht um Bratwurst und Bier. Es geht um die Verbindung der vielfältigen Kämpfe. Es geht ums Ganze.

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