Plötzlich hörten wir zarte Melodien
Die Töne erinnern sie zeitlebens an KZ-Häftlinge auf dem Todesmarsch. Von Brigitte Apel
Der Frühling bezaubert und erstaunt mich jedes Jahr aufs Neue. Ich sehne ihn herbei und begrüße bei meinen Wanderungen jede Knospe am Strauch im Park, kleine Krokusse und Osterglocken werden gefeiert, den Blättern an Büschen und Bäumen kann man beim Wachsen und Entfalten fast zusehen - und plötzlich ist die Stadt wieder grün, als wäre es nie anders gewesen.
Aber in jenem Frühling, vor langer Zeit, an den ich mich erinnere, habe ich nichts davon bemerkt. Es muss im März oder April 1945 gewesen sein, und Erinnerung ist da eigentlich ein zu großes Wort, es ist ein Bild geblieben aus Kindertagen, losgelöst aus dem sonst versunkenen Leben, ein Bild wie durch den Strahl eines Leuchtturms für Sekunden aus dem Dunkel hervorgehoben. Alle diese »Erinnerungsblitze« haben eines gemeinsam: Sie sind verbunden mit Gefühlen von Angst, Entsetzen, Panik, Neugier und Unverständnis. In meinem kindlichen Gedächtnis finde ich keine Bilder, die Freude und Wo...
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