- Sport
- 1. FC Köln
Feiern und streiten
Trotz des Erstligaaufstiegs der Kölner Fußballer wird der FC von Feindseligkeiten beherrscht
In den finalen Minuten vor der Vollendung des großen Saisonprojektes spielte der 1. FC Köln tatsächlich wie ein Aufsteiger, souverän, stabil, würdevoll. Mit einem imposanten 4:0 bei Greuther Fürth ist der rheinische Traditionsverein am Montagabend in die 1. Bundesliga zurückgekehrt. Anschließend wurden die üblichen Rituale durchgeführt: ein ziemlich lieblos gestaltetes Aufstiegsshirt (»Widder do«) übergestreift, mit Bier geduscht, der Platz gestürmt. Die große Euphorie brach aber nicht einmal in den Kneipen und auf den Straßen in der Heimat aus.
Während Torhüter Timo Horn erklärte, was für ein »emotionaler Moment« dieser nun schon sechste Bundesligaaufstieg in diesem Jahrtausend sei, saß Armin Veh alleine auf der Trainerbank - versunken in Gedanken. Glücklich wirkte der Sportchef nicht. Denn der 1. FC Köln ist zwar in die erste Liga aufgestiegen, der Prozess der Selbstreinigung, der sich nach früheren Abstiegen in der zweiten Liga vollzogen hatte, ist jedoch ganz und gar misslungen. Die Kölner kehren als zerstrittener Verein in die 1. Bundesliga zurück.
Die Entlassung von Trainer Markus Anfang vergangener Woche ist da nur ein Indiz von vielen. Er sei »mental sehr, sehr erschöpft«, sagte Dominick Drexler jetzt in Fürth. Vor zwei Wochen hatte der Mittelfeldspieler schon angedeutet, dass auch die Mannschaft in mehrere Gruppen zerfallen sei: »Das machen die Stars«, hatte der stabile Leistungsträger damals geantwortet, als er um ein Statement zum 0:3 bei Dynamo Dresden gebeten wurde.
Am Geißbockheim wird diskutiert, gestritten und: intrigiert. Trainer Anfang wurde mit der wenig überzeugenden Begründung entlassen, der Aufstieg sei gefährdet. Fraktionen im Publikum streiten nicht nur mit der Klubführung, sondern auch untereinander. Und Veh hatte im April öffentlich einen »Vertrauensbruch« zu Vorstandschef Werner Spinner angeprangert. Kurz danach musste Spinner, der Chef, zurücktreten, während Veh, der Angestellte, blieb. Es war eine eiskalte Machtdemonstration des Geschäftsführers, der seither selbst von vielen Klubangehörigen ziemlich kritisch gesehen wird.
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Einer der wenigen, denen es halbwegs gelingt, sich aus den allgegenwärtigen Feindseligkeiten herauszuhalten, ist Alexander Wehrle, der sogar einen Erklärungsansatz für die schlechte Stimmung mitten im Erfolg hat. Der Abstieg im vorigen Sommer sei »ungewöhnlich harmonisch« verlaufen, sagt der Finanzgeschäftsführer, was einerseits angenehm gewesen sei - mit der negativen Konsequenz allerdings, »dass viele im Umfeld den Abstieg 2018 noch nicht verarbeitet und bei der ersten schwierigen Phase sofort an die vergangene Saison gedacht haben«.
Veh begann nach jedem schlechten Spiel mehr oder weniger öffentlich an Trainer Anfang zu zweifeln, Präsident Spinner wurde immer skeptischer gegenüber Veh, etliche Fangruppierungen hängen seit Monaten »Vorstand raus«-Banner auf, nach jeder Partie in Müngersdorf gibt es einen Protestzug gegen die Klubführung hinter der Südkurve. Auch deshalb steht der Klub vor einem komplizierten Sommer. Nach Spinners Rücktritt sind aus dem alten Vorstand noch der Karnevalsfunktionär Markus Ritterbach und die Klublegende Toni Schumacher übrig. Für den Posten des neuen Vorstandschefs hat sich der aus vielen TV-Talkshows bekannte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach in Position gebracht.
Im September wird gewählt. Allerdings gilt es als sicher, dass der Mitgliederrat, der satzungsgemäß die Aufgabe hat, vor der Wahl ein Vorstandsteam vorzuschlagen, auf eine Nominierung von Schumacher, Ritterbach und Bosbach verzichten wird. Das Gremium hätte offenbar lieber einen grundlegenden Neubeginn. Denkbar ist daher eine Kampfkandidatur, die pünktlich zum Bundesligastart in eine mediale Schlammschlacht auszuufern droht. Einflussreiche Zeitungen in der Stadt unterstützen schon jetzt Schumacher und Bosbach. Herzlich willkommen zurück, 1. FC Köln.
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