Was tut das All, wenn der Raum weg ist?

Dr. Schmidt erklärt die Welt

Seit Kurzem wissen wir, wie ein Schwarzes Loch aussieht. Manche haben sich enttäuscht gezeigt wegen des Fotos. Wie ging es dir?

Mich hat es nicht besonders überrascht, denn das Loch selber bleibt unsichtbar. Was man sieht ist der Rand, der sogenannte Ereignishorizont, hinter dem man nichts mehr sieht. Das Loch selber besitzt ja eine so hohe Anziehungskraft, dass Lichtstrahlen, die da hineingerieten, gar nicht wieder herauskämen.

Dr. Steffen Schmidt

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort - und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.

Regina Stötzel fragte ihn nach Schwarzen Löchern.

Das Schwarze Loch selbst ist also so was wie eine Kiste im Dunkeln?

Kiste wäre vielleicht zu groß. Es ist ein winziger Raumzeitbereich, wo die ganze herkömmliche Physik nicht mehr funktioniert. Das ist so wie sich die Welt vor dem Urknall vorzustellen.

Andere sprachen bei der Veröffentlichung des Bildes vom Eingang zur Hölle.

Die könnte man sich so vorstellen. Denn das ist wahrscheinlich der gigantischste Fleischwolf, den man sich denken kann.

Wobei der Vorteil ist, dass man in der eigentlichen Hölle gar nicht ankommt.

Vermutlich merkt man nur sehr kurz etwas.

Also ein Erkundungsflug ins Schwarze Loch …

… bietet sich nicht wirklich an. Obwohl sich Physiker mal ausgedacht haben, es wäre denkbar, dass zwei Schwarze Löcher verbunden sind zu einem so genannten Wurmloch. Das hat dann Science-Fiction-Autoren zu der hübschen Idee angeregt, man könnte so Zeitreisen machen. Aber ich vermute, bestenfalls die Atome, aus denen wir bestehen, würden den Zeitsprung schaffen.

Das wäre dann wie Beamen, nur ...

… dass das Zusammensetzen nicht funktioniert.

Ich habe im Zusammenhang mit Wurmlöchern auch was von Weißen Löchern gelesen.

Das ist bislang bloß ein theoretisches Konstrukt. Bei den Schwarzen Löcher hat man immerhin Stellen identifiziert, an denen sich welche befinden, und kann auch deren Masse ziemlich genau berechnen, weil, wie Einstein seinerzeit herausgefunden hat, die Gravitation eben auch die Ausbreitungsrichtung von elektromagnetischen Wellen beeinflusst.

Ich mag ja das Wort »Ereignishorizont«, auch wenn damit traurigerweise festgestellt wird, dass das Erreichen anderer Dimensionen utopisch bleiben wird.

Vermutlich, ja. Obwohl, es gibt immer lustige Sachen in der Science-Fiction. Zu DDR-Zeiten erschien ein sowjetisches Opus, da wurde Raum in Antriebsenergie umgewandelt.

War das umweltfreundlich?

Da ist die Frage, was man als Umwelt definiert. Sie haben damit immerhin keine fossilen Brennstoffe vernichtet, damit auch kein CO2 produziert. Aber Gott weiß, ob das Weltall es übel nimmt, wenn Raum verschwindet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!