Grundwerteabriss

Uwe Kalbe über die neuerliche Verschärfung des Asylrechts

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Würde des Menschen gilt immer weniger. Es wäre falsch, dies allein in der unaufhörlichen Verschärfung des Asylrechts zu erkennen, deren neuester Ausläufer mit einer ganzen Gesetzeskaskade gerade den Bundestag erreicht. Allerdings zeigt das »Geordnete-Rückkehr-Gesetz«, das den Zynismus bereits im Titel trägt, den Verfall der angeblich ewigen Grundwerte besonders anschaulich. Menschen, die der Minister für Heimat loswerden will, werden in ihrer Menschenwürde kurzerhand herabgestuft. Indem man ihnen die Versorgung entzieht, sie in Abschiebehaft steckt und Menschen kriminalisiert, die ihnen helfen.

Dabei wird der Eindruck erweckt, es gelte, Hunderttausende Ausreisepflichtige zur Rechtsstaatlichkeit zu zwingen, die sich ihr mit Pass- und Sozialbetrug entzögen. Dieser Eindruck aber ist falsch. Er wird trotzdem und absichtsvoll verbreitet, was für den Minister einer Bundesregierung schon verantwortungslos wäre, wenn es nicht in der Absicht geschähe, Ressentiments zu schüren. Der zwanghafte Versuch der Rechten, wachsenden globalen Ungewissheiten mit der Allmacht der Politik zu begegnen, dient jedoch zuerst der Befriedung der »eigenen« Bevölkerung. Und gewöhnt sie nebenher an den Verfall von Grundrechten, die sie eigentlich mit Zähnen und Klauen verteidigen müssten. Weil es ihre eigenen sind.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -