Abhängiges Wirtschaftswunder

Mit der schwächeren Industriekonjunktur im Westen gerät Osteuropas exportlastiges Wachstumsmodell in Gefahr. Von Stephan Kaufmann

  • Stephan Kaufmann
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Jahrelang feierten Ökonomen den wirtschaftlichen Aufschwung in Osteuropa. Doch nun ist die Konjunktur ins Stocken geraten. Die Region bekommt zu spüren, dass sie als industrieller Zulieferer westeuropäischer Konzerne von der Entwicklung in den Zentren der EU abhängig ist. Damit vertiefen sich die Widersprüche.

Mit der Osterweiterung der EU vor 20 Jahren verlagerten insbesondere deutsche Unternehmen Produktion gen Osten. Denn dort fanden sie niedrige Steuern und gut ausgebildete Arbeitskräfte, deren Löhne selbst heute noch bei einem Viertel bis einem Drittel des Niveaus in Deutschland liegen. In der Folge wurden in Osteuropa Produktionskapazitäten geschaffen, seit 1996 stieg die Industrieproduktion um 150 Prozent. Verlierer im Standortwettbewerb waren vor allem Südeuropa sowie die Belegschaften in den Stammländern der westlichen Konzerne: Die niedrigen Lohnkosten im Osten «waren ein wesentlicher Faktor für die Lohnzurückhaltung in ...


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