Rekordbeteiligung bei Briefwahl

Am Sonntag können die Berliner in 1800 Wahllokalen über die Sitzverteilung im EU-Parlament abstimmen

  • Vanessa Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Sonntag haben die Berliner*innen die Qual der Wahl: 40 Parteien und Gruppen treten bei der Europawahl an, fast doppelt so viele wie vor fünf Jahren. Ganze 94 Zentimeter ist der Stimmzettel lang. Auch Briefwahlunterlagen wurden so viele beantragt wie bei keiner Europawahl zuvor. Bis Dienstag wurden 482.159 Wahlscheine für die 2,51 Millionen Wahlberechtigten ausgestellt - rund 131.000 mehr als vor fünf Jahren, wie die Landeswahlleiterin Petra Michaelis am Mittwoch bekannt gab. Fast jede fünfte Person in Berlin beantragte somit Briefwahlunterlagen.

Grund für den Anstieg sei die vereinfachte Beantragung der Briefwahlunterlagen, erklärte Michaelis. Etwa durch den QR-Code auf der Rückseite der Wahlbenachrichtigung, mit dem der Wahlscheinantrag im Internet aufgerufen und die verschlüsselten personenbezogenen Daten automatisch eingetragen werden. Daneben sei die Zunahme auch Indiz für ein größeres Interesse an der Europawahl, so Michaelis. Sie selbst sei allerdings eine Verfechterin der Urnen-Wahl, betonte sie. Bei der Briefwahl seien Grundsätze wie das Wahlgeheimnis gefährdet.

In 1800 Wahllokalen können die Berliner direkt an der Urne wählen. Rund 21.000 Freiwillige sorgen dort für einen ordnungsgemäßen Ablauf. Dabei sind 79 Prozent der Wahllokale barrierefrei. In weiteren zwölf Prozent steht eine Hilfsperson für Menschen im Rollstuhl bereit. »Ich freue mich, dass der Anteil barrierefreier Wahllokale gegenüber der letzten Bundestagswahl um fast zehn Prozentpunkte gestiegen ist«, sagte Michaelis. Das Ziel von 100 Prozent barrierefreien Wahllokalen in Berlin rücke damit ein gutes Stück näher. Es bleiben dennoch knapp neun Prozent der Wahllokale, die nicht barrierefrei zugänglich sind.

Wie in den vergangenen Jahren wird auch bei dieser Wahl anhand von Stichproben eine repräsentative Statistik ermittelt. Die Stimmzettel der Stichproben sind dabei mit einem Aufdruck für das Geschlecht und das Alter versehen. Da seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Ende 2018 neben »weiblich« und »männlich« auch »divers« im Geburtenregister eingetragen wird oder die Angabe ganz fehlen kann, wurden die Aufdrucke angepasst.

Die Umsetzung durch die Landeswahlleitung lässt dabei allerdings zu wünschen übrig: So wird »divers« in dem neuen Aufdruck mit »männlich« zusammengelegt. Auf Nachfrage begründete Geschäftsführer Geert Baasen gegenüber »nd«, die Gruppe der Menschen mit dem Eintrag »divers« sei andernfalls zu klein, um das Wahlgeheimnis zu wahren. Da es erfahrungsgemäß der Frauenanteil sei, der am meisten interessiere, habe man sich für diese Variante entschieden, so Baasen.

Allerdings - am Ende entstehen so, entgegen dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wieder nur zwei Kategorien: »weiblich« und »männlich, divers oder ohne Angabe«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -