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Wagenplatz statt Aquapark
Aktivisten wollen mit Besetzung an der Rummelsburger Bucht Verdrängung verhindern
Die Freiluftküche und das Kompostklo stehen bereits, der Rest soll noch folgen. Am Samstag besetzten linke Aktivist*innen der Gruppe »DieselA« ein brachliegendes Grundstück an der Rummelsburger Bucht in Berlin-Lichtenberg. Die Polizei sei zwar kurz da gewesen, aber wieder abgezogen, teilte die Gruppe am Dienstag mit. Damit sei die »Berliner Linie«, laut der besetzte Gebäude oder Areale innerhalb von 24 Stunden geräumt werden sollen, gebrochen. Von der Politik habe es bislang keine Reaktionen gegeben, man sei aber offen für einen Dialog, betonen die Besetzer*innen.
Gemeinsam wollen sie hier einen dauerhaften Wagenplatz aufbauen. Dass die Bauwagen der neuen Bewohner*innen nun gerade auf dieser Brache stehen, ist kein Zufall: »Wir wollen damit auch ein Zeichen gegen den Bebauungsplan für das Ostkreuz und die Verdrängung alternativer Wohnformen in Berlin setzen«, sagt Paula von der Wagengruppe, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Trotz Protesten von Anwohner*innen und einer Volksinitiative hatte sich die Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg im April für einen Bebauungsplan des Areals zwischen Ostkreuz und Rummelsburger See entschieden, der neben vielen hochpreisigen und einigen wenigen mietpreisgebundenen Wohnungen und Gewerbeflächen auch die Unterwasserwelt »Coral World« vorsieht. Für Touristenattraktionen und Luxuswohnungen haben die Besetzer*innen allerdings kein Verständnis. »Zwar fehlt es an bezahlbarem Wohnraum, doch Brachen wie diese werden für kapitalkräftige Bauprojekte verkauft«, fasst Paula die Situation am Ostkreuz zusammen.
Wie viele andere aus der Wagengruppe hat sie bereits zuvor in der Gegend um die Rummelsburger Bucht gelebt. In den letzten Jahren habe sie dort erlebt, wie auf Freiflächen teure Eigentumswohnungen entstehen, sagt sie. Auch die geplante Verlängerung der Autobahn A100, die unter anderem die Clubs in der Nähe des Ostkreuzes bedroht, sehen die Besetzer*innen als einen weiteren Schritt zur Verdrängung alternativen Lebens in der Stadt. Gegen solche Aufwertungsprozesse müssten sich die Anwohner*innen wehren, findet Paula: »Man muss etwas gegen die Verdrängung machen, sonst haben wir schon verloren.«
Wenn es nach den Aktivist*innen geht, soll deshalb auf dem Gelände zukünftig nicht nur Platz für die Wagengruppe sein, sondern auch ein Raum zur Vernetzung und Selbstorganisierung entstehen. Nach positiven Reaktionen von Nachbar*innen und Passant*innen wolle man nun einen Kiezraum eröffnen, so die Wagengruppe. Für diesen Mittwoch lädt »DieselA« zur Eröffnungsfeier ein, um sich über Gestaltungsmöglichkeiten des »Community Space« wie beispielsweise einen Gemeinschaftsgarten auszutauschen. »Gemeinschaftlich verwaltete Flächen bieten die Möglichkeit, sich aktiv in die Stadtpolitik einzubringen«, findet Paula.
Nachdem die Politik nicht auf die Forderungen der Anwohner*innen eingegangen sei, sei es nun an der Zeit, sich die Bucht zurückzuholen, so die Besetzerin. Ende April war der Alternativvorschlag der Initiative »Bucht für alle« zur Bebauung des Areals rund um die Rummelsburger Bucht am Willen der Bezirksversammlung gescheitert. Mit dem Alternativkonzept hatten Aktivist*innen versucht, die Aufwertung des Stadtteils zu verhindern - zugunsten günstiger Wohnungen und kultureller Freiräume und Grünflächen.
Die Besetzer*innen vom Wagenplatz sind dabei nicht die Einzigen hier mit prekären Wohnformen. Direkt nebenan wächst die Zahl der Obdachlosen in einem vom Karuna e. V betreuten Camp. Und auch die Hausbootbewohner*innen können in der Bucht bleiben, nachdem das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Anfang Mai einen Antrag des Senats abgelehnt hat, der das Ankern auf dem Rummelsburger See verbieten sollte.
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