Viel Lärm um nichts
»Lulu« an der Berliner Volksbühne
Nach ungefähr dreißig Sekunden ist es bereits vorbei. Lulu, einst Femme fatale, jetzt Prostituierte, trifft den Falschen, nämlich Jack the Ripper. Und der giert nicht danach, sie, wie sonst der durchschnittliche hormongetriebene Mann, zu penetrieren, sondern schlitzt sie mit dem Messer auf. Eine unvorhersehbare Anomalie der Triebe, zumal bei einem unscheinbaren Mann, der seine Mordlust gutbürgerlich maskiert.
Das ist natürlich Pech für Lulu - aber auch für die Zuschauer. Denn bei Wedekind braucht es ein ganzes langes Stück, das ursprünglich sogar aus zweien bestand (»Der Erdgeist« und »Die Büchse der Pandora«) und 1918 erstmals in einem als »Lulu« aufgeführt wurde, bis die Hauptdarstellerin im Kampf der Getriebenheiten schließlich unterliegt.
Eine Megäre, eine verspätete Amazone, eine profeministische Männerhasserin? All das vielleicht, aber gewiss kein verzagtes Opferlamm. Sie unterliegt bei Wedekind am Ende einer übermächtigen Männer...
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