Totgeglaubte leben länger
Peer Pasternak befasst sich mit den DDR-Gesellschaftswissenschaften
Post mortem heißt nach dem Tode. Ein Nachleben der Toten ist eigentlich undenkbar. Nun gut, hier soll keine Spiegelfechterei betrieben werden, denn die Rede ist vom Nachleben im übertragenen Sinne. Die im Zuge der Wende - bis auf wenige Ausnahmen - abgewickelten DDR-Gesellschaftswissenschaften waren nur halbtot, und das erklärt ihr teilweises Weiterexistieren nicht im Untergrund, sondern als wissenschaftliche Subkultur oder »Zweite Wissenschaftskultur« - mit einem erstaunlichen Wirkungsgrad und einer nicht weniger erstaunlichen wissenschaftlichen Produktivität. Reste haben sich als Geistes- und Sozialwissenschaften unter grundlegend veränderten Bedingungen neu organisiert, neu etabliert und sind - den Zeiten angepasst - theoretisch und methodisch moderner.
Eben diesen nachlebenden Resten, aber mehr noch der Rezeption der verblichenen DDR-Gesellschaftswissenschaften (seit 1990 etwa 1700 Titel) hat sich Peer Pasternak verschrieben, der wo...
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