- Politik
- Homosexualität in der DDR
Genosse ohne Groll
Lothar Raunitz wurde 1970 aus der Ostberliner Volkspolizei entlassen, weil er als schwul geoutet wurde
Zwischen Geranien und einem Hibiskus, der zu wachsen begann, als die Berliner Mauer bröckelte, steht ein runder Plastiktisch. Darauf liegt eine saubere weiße Tischdecke. Es gibt Erdbeerkuchen und Kaffee. «Peter* macht ihn ja immer sächsischer Art: Kaffeebohne an den Bindfaden und denn auf den Schatten vom Bindfaden das Wasser drauf», sagt Lothar Raunitz und lacht halb gehässig, halb liebevoll über den seiner Meinung nach zu dünnen Kaffee. «Wir sind eben ein altes Ehepaar», rechtfertigt er die kleine Frotzelei. Dabei lässt er unerwähnt, dass die beiden erst 2018 heiraten durften, nachdem die «Ehe für alle» erlaubt wurde. Der kleine rundliche Mann setzt sich auf den Balkon seiner Wohnung am Tegeler Hafen. Er schlägt die Beine übereinander, die in einer kurzen roten Sporthose stecken. Auf seine Knie legt er die Akte der Volkspolizei. «Die hab ick dir schon mal rausjesucht,» sagt er und beginnt zu erzählen.
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