Erdogan will US-Sanktionen abwenden

Russische Luftabwehrraketen sollen im Juli an die Türkei geliefert werden

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Istanbul. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will drohende Sanktionen der USA wegen eines umstrittenen Rüstungsgeschäfts mit Russland abwenden. Er werde US-Präsident Donald Trump vor dem G20-Gipfel Ende Juni seine Argumente in einem Telefonat darlegen, kündigte Erdogan am Mittwoch in einer Rede an. Am Rande des Treffens der 20 größten Industrie- und Schwellenländer in Japan ist ein Treffen der beiden Staatschefs geplant.

Erdogan wolle das Thema mit Trump besprechen und zur »Ausgangssituation« zurückkehren, sagte er. Die USA hatten dem Nato-Partner Türkei eine Frist bis Ende Juli gesetzt, um auf den Kauf russischer S-400-Flugabwehrraketen zu verzichten. Das US-Verteidigungsministerium drohte unter anderem damit, die Türkei dauerhaft von der gemeinsamen Produktion der F-35-Kampfjets auszuschließen.

Wegen des geplanten Kaufs des russischen S-400-Raketenabwehrsystems durch die Türkei leiten die USA Schritte zum Ausschluss des Nato-Partners aus dem F-35-Kampfjetprogramm ein. In einem am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten Schreiben informierte der geschäftsführende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan seinen türkischen Kollegen Hulusi Akar über die geplanten Maßnahmen, um die türkische Teilnahme an dem Programm ab Ende Juli auszusetzen. Shanahan warnte Akar, die Türkei werde keine F-35-Kampfjets bekommen, wenn die Regierung das russische S-400-System entgegennehme.

Erdogan betonte, die Türkei wolle nicht nur 100 Kampfjets kaufen, sondern sei auch »ein Programmpartner«. Die türkische Rüstungsindustrie habe 1,25 Milliarden Dollar in das Projekt investiert.

Der türkische Präsident bekräftigte zugleich, dass ein Verzicht auf den Kauf der russischen S-400-Raketen für ihn keine Option sei. Das Geschäft sei in trockenen Tüchern. Die Flugabwehrraketen würden voraussichtlich im Juli geliefert, sagte Erdogan.

Das Rüstungsgeschäft zwischen Ankara und Moskau führt seit längerem zu Spannungen zwischen der Türkei und der Nato. Die USA und andere Nato-Mitgliedstaaten befürchten, Russland könnte über das S-400-System Informationen zu Nato-Flugzeugen erlangen. Washington pocht darauf, dass Ankara statt der S-400-Raketen das US-Patriot-System erwirbt. Erdogan wies diese Forderung mit dem Argument zurück, Moskau habe ein besseres Angebot unterbreitet. Agenturen/nd

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