Bauhaus hilft bei Strukturwandel

Das sächsische Weißwasser entdeckt mit dem Neufert-Bau ein vergessenes Erbe neu

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Eine Dachterrasse hatte Ernst Neufert eigentlich nicht vorgesehen. Der Bauhaus-Architekt errichtete ab 1935 in Weißwasser ein Lagerhaus für die Vereinigten Lausitzer Glaswerke: ein strikt funktionaler Bau mit sechs Etagen, montiert aus Stahlträgern, Ziegeln und Glasbausteinen, bis unter das Dach vollgestellt mit Regalen. Gut acht Jahrzehnte später aber gibt es die Terrasse. Im obersten Geschoss gedeihen Farne und andere Spontanvegetation; durch das kaputte Dach fallen Sonnenlicht und Regen herein: »Das Wasser«, sagt Holger Schmidt, »läuft dann durch alle Etagen.«

Schmidt ist Stadtplaner an der Uni Karlsruhe, hat am Bauhaus Dessau gearbeitet und den Neufert-Bau bei einer Planungswerkstatt in Weißwasser entdeckt. Jetzt bemüht er sich als Vorsitzender eines Vereins um den Erhalt und die Sanierung des ruinösen Bauwerks. Der Experte sieht darin die perfekte Umsetzung von Prinzipien, die Neufert in der »Allgemeinen Bauentwurfslehre« von...


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