Mit Leichensäcken und Ätzkalk

Rechtes Netzwerk »Nordkreuz« plante Angriffe auf politische Gegner / Zugang zu Waffen

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Eine Gruppe von Rechtsradikalen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg hat einem Zeitungsbericht zufolge für Angriffe auf politische Gegner rund 200 Leichensäcke und Ätzkalk bestellen wollen. Der Bundestag habe vom Bundesamt für Verfassungsschutz vor wenigen Wochen eine entsprechende Material-Liste der Rechtsradikalen mit Bestelladressen, Kontakten und Wohnungsbeziehungen erhalten, berichtet das »RedaktionsNetzwerk Deutschland« unter Berufung auf Kreise des Verfassungsschutzes.

Lesen Sie auch: Nicht das Ende. Jana Frielinghaus über das Geständnis des Lübcke-Mörders

Anlass sei ein Antrag der Bundesanwaltschaft auf erweiterte Überwachungsmaßnahmen gegen die rechtsradikale Gruppe gewesen, hieß es. Über Eingriffe ins Fernmelde-, Brief- und Postgeheimnis müsse die unabhängige G-10-Kommission des Bundestags auf Grundlage eingereichter Dokumente entscheiden.

Dem Zeitungsbericht zufolge stammt die dreiseitige handgeschriebene Aufstellung von Mitgliedern der rechtsradikalen Vereinigung »Nordkreuz«, gegen die die Bundesanwaltschaft seit August 2017 wegen des Verdachts der Vorbereitung einer terroristischen Straftat ermittelt. »Nordkreuz« gehörten mehr als 30 sogenannte »Prepper« an, die über den Messenger-Dienst Telegram miteinander verbunden seien und sich auf den »Tag X« vorbereiten, den von ihnen erwarteten Zusammenbruch der staatlichen Ordnung durch eine Flüchtlingswelle oder islamistische Anschläge und die anschließende Ermordung politischer Gegner.

Alle Mitglieder von »Nordkreuz« haben Zugang zu Waffen

Laut Verfassungsschutz stammten die meisten Personen der Chat-Gruppe aus dem Umfeld von Bundeswehr und Polizei, hieß es. Darunter seien mehrere ehemalige sowie ein aktives Mitglied des Spezialeinsatzkommandos (SEK) des Landeskriminalamtes (LKA) Mecklenburg-Vorpommern. Alle Mitglieder von »Nordkreuz« hätten Zugang zu Waffen, verfügten über Zehntausende Schuss Munition und seien geübte Schützen.

Gegen drei der Männer ermittele parallel die Staatsanwaltschaft Schwerin, hieß es weiter. Ihnen werde vorgeworfen, seit April 2012 illegal rund 10.000 Schuss Munition sowie eine Maschinenpistole aus Beständen des LKA abgezweigt zu haben.

Vorbereitung auf Tag X

Die Beschuldigten würden bestreiten, Todeslisten angelegt und Ermordungen geplant zu haben. In Sicherheitskreisen heiße es dagegen, die Vorbereitungen auf den »Tag X« seien mit »enormer Intensität« betrieben worden. Die Mitglieder des rechtsradikalen Netzwerks hätten unter Zuhilfenahme von Dienstcomputern der Polizei knapp 25.000 Namen und Adressen zusammengetragen. Dabei handle es sich meist um Personen aus dem regionalen Umfeld der »Prepper«, bevorzugt Lokalpolitiker von SPD, Grünen, Linken und CDU, die sich als »Flüchtlingsfreunde« zu erkennen gegeben und Flüchtlingsarbeit geleistet hätten.

Jedes Mitglied der Chat-Gruppe habe Dörfer und Gemeinden in seiner Umgebung systematisch nach möglichen Zielpersonen abgesucht, hieß es. Die gesammelten Namen stammten überwiegend aus Mecklenburg-Vorpommern mit den Schwerpunkten Wismar, Ludwigslust und Schwerin sowie aus der Region Perleberg und Pritzwalk im Norden Brandenburgs.

Nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten wird vielerorts von einer »braunen RAF« geredet. Dabei war rechter Terror in der BRD nicht nur von Anfang an präsent, sondern quasi Folklore. Lesen Sie dazu: Regelfall Rechtsterrorismus. Velten Schäfer über die Kontinuität rechter Attentate. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -