Wege zu Hitler
100 Jahre Versailles - und 90 Jahre Weltwirtschaftskrise. Von Velten Schäfer
Endlich, so jüngst der »Tagesspiegel«, werde »der Weg, der von Versailles zu Hitler und damit zum Zweiten Weltkrieg führte, nicht mehr (...) ängstlich bestritten«, wie das in der »alten Bundesrepublik« gewesen sei. Zu »offenkundig« sei der Zusammenhang.
Ein merkwürdiger Satz, der das neue Versailles-Buch des Historikers Jörn Leonhardt bewirbt. Denn geprügelt wird ein Popanz: Tatsächlich haben die Historiker - weder der »alten BRD«, noch der DDR - nie bezweifelt, dass der am 28. Juni 1919 unterzeichnete Vertrag eine Bürde war. Die Rechten entzündeten daran eine Wutkampagne nach der anderen. Die Reparationen trugen zur Hyperinflation bei, weil sie teils mit der Notenpresse bezahlt wurden. Das Kapital nutzte »Versailles«, um das Zurückrollen von Reformen aus der Revolution zu begründen. So konnte sich soziale Wut national ausdrücken - ein Kniff, den auf der Gegenseite die KPD zumindest zeitweise mehr auf- als angriff, nachdem 1923 Frankrei...
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