Auf schlechte Nachbarschaft!

Vom »Selbstbestimmungsrecht« zum »Nationalitätenkampf«. Von Velten Schäfer

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Woodrow Wilson, wiewohl im Deutschland der 1920er verhasst, war derjenige unter den Siegern, der am ehesten idealistische Konsequenzen aus dem furchtbaren Krieg ziehen wollte. Dieser müsse in eine Verrechtlichung und Institutionalisierung internationaler Beziehungen münden, um bestimmte politische Standards zu etablieren. Dazu wurde 1919 bei den Pariser der Völkerbund gegründet - für den Wilson den Friedensnobelpreis bekam, auch wenn die USA ihm nie beitraten. Und unter jenen Prinzipien war das »Selbstbestimmungsrecht der Völker« prominent.

Ein solches hatte Lenin bereits 1914 propagiert. Es war aber der 28. US-Präsident, der es - mit anderem Gehalt - proklamierte. Verstanden wurde es zuerst als nationales Selbstregierungsrecht, nach dem die ›multiethnischen‹ Reiche Österreich-Ungarn und Deutschland aufzulösen waren. Konkret wurde es aber auch als Sezessionsrecht: Die Artikel 88, 94 und 104 des Versailler Vertrages sahen in einigen deu...


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