»Pride«: Keine Party ohne Polizei

Während in New York City Polizisten bei der Pride-Parade mitdemonstrieren gehen Sicherheitskräfte in Istanbul gegen LSBTI-Aktivisten vor.

  • Lesedauer: 2 Min.

New York/Istanbul. Scharen von Menschen mit Regenbogenfahnen und schillernden Kostümen haben am Sonntag in New York an den Aufstand gegen die Polizeigewalt in der Schwulenbar »Stonewall Inn« vor 50 Jahren erinnert. Beamte hatten den Laden in der Christopher Street am 28. Juni 1969 gewaltsam gestürmt. Der Tag gilt als Beginn der modernen Bewegung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* und inter* (LSBTI) und wird seitdem der »Christopher-Street-Day« (CSD) gefeiert. Die bunten Aufzüge werden auch »Pride« genannt, was auf Deutsch »Stolz« heißt.

Die globale Pride-Feier, die erstmals in den USA stattfand, gilt als größte in der Geschichte. Zunächst zogen tausende Menschen durch den Stadtteil Greenwich Village und über die 6th Avenue zum Central Park. An der Gay-Pride-Parade, die am späten Nachmittag begann, nahmen rund 150 000 Aktive teil. Zum Zuschauen waren schätzungsweise vier Millionen aus aller Welt gekommen. Der Tag endete mit einer Party am Times Square und einem Konzert von Madonna. Wie das linke Foto zeigt, beteiligten sich auch Beamte der New York City Police Department (NYPD). Die Behörde hatte sich kürzlich erstmals öffentlich für die Razzia von 1969 entschuldigt.

Wie »Reclaim Pride« (»Den Stolz zurückgewinnen«) »nd« mitteilte, protestierten parallel 45 000 Menschen gegen die Kommerzialisierung der großen Parade, die mittlerweile 70 Sponsoren wie L'Oreal oder Axa zählt. Gegen Konzerne und Polizei richtete sich auch eine vorübergehende Blockade der Pride-Parade in San Franscisco. Weitere CSDs fanden in Städten wie Bogotá, Caracas, Chicago und Düsseldorf statt.

Im Kontrast zu den ausgelassenen Partys stehen die Ereignisse in Istanbul. Dort hatten trotz eines Verbots tausende Menschen friedlich für die Rechte von LSBTI demonstriert. In den Straßen neben Einkaufsmeile Istiklal wurde dies zunächst toleriert. Doch dann löste die Polizei die Versammlung gewaltsam auf - wie auf dem rechten Foto zu sehen ist. Laut Augenzeugen setzten die Trupps Schlagstöcke und Gummigeschosse gegen Demonstrierende ein.

Diese riefen »Alle gemeinsam gegen den Faschismus« und »Wir werden nicht schweigen«. Das Verbot war bereits zum fünften Mal verhängt worden. Zuständig dafür ist der vom autokratischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan eingesetzte Gouverneur. Als Begründung wurde die »öffentliche Sicherheit« sowie die »Volksgesundheit« genannt, wie die ARD berichtete. Homosexualität ist in der Türkei zwar legal, LSBTI erleben aber regelmäßig Übergriffe und Gewalt.

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