Mutwilliges Behördenversagen
Simon Poelchau über den Diesel-Abgasskandal beim Autobauer Audi
Wenn große Konzerne gegen gesetzliche Regeln verstoßen und damit Skandale verursachen, dann kann man natürlich mit der Moralkeule auf sie eindreschen. Man sollte es sogar, schließlich sind erst mal sie die Schuldigen und ohne massiven öffentlichen Druck ändern sie meist wenig an ihrem Verhalten. Doch haben solche Skandale wie der um die Manipulation von Abgaswerten durch Audi, VW und Co. mindestens eine weitere Dimension: Bei jedem Regelverstoß gibt es immer auch eine Behörde, die ihn nicht sieht oder einfach nicht ahndet. Die jüngsten Medienberichte, wonach Autobauer Audi offenbar weitaus mehr als bisher bekannt manipulierte, bestätigen dies.
Nicht nur eine, sondern gleich vier Abschalteinrichtungen verbaute Audi in seinen Diesel-Nobelkarossen, um die Abgaswerte auf dem Prüfstand nach unten zu drücken. Doch das Kraftfahrt-Bundesamt beanstandete davon nur eine. Da fragt man sich, was von einer Behörde zu halten ist, die nur jeden vierten Regelverstoß ahndet. Zumindest hatte der Autobauer aus Ingolstadt nicht sonderlich Angst vorm Bundesamt, wie die jüngsten Berichte zeigen.
Man kann nur von einem mutwilligen Behördenversagen sprechen. 2015 nannte der Chef der Umweltorganisation DUH, Jürgen Resch, das Kraftfahr-Bundesamt einen »Bettvorleger der Industrie«. Die neuen Veröffentlichungen rund um Audi zeigen, dass die Bezeichnung weiterhin zutreffend ist.
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