Blaupause der Subversion
Für Kellerseelen: Das Nibelungenlied als Musical an der Neuköllner Oper
Mit sympathischer Dreistigkeit behauptet die Neuköllner Oper, eine »Siegfried«-Bearbeitung als Musical zu servieren. Mit Interpretationen bleischwerer Sagenstoffe, die noch dazu »Richard Wagner« hallen, lockt man Bildungsbürger mit Anhang, Schulklassen und Kulturjournalisten hinter dem sommerlichen Ofen hervor. Bei 38 Grad draußen muss der intellektuelle Mehrwert für Jung und Alt stimmen, damit die Herde ins unklimatisierte Theater drängt. In heißen Monaten schlägt, während die großen Kulturversorger allseits in Spielpause gegangen sind, die Stunde der kleinen Bühnen. Sie buhlen um jene Kellerseelen, die ihre Abende nicht bei Lebensfreude und Leibesertüchtigung an Seen und Kanälen verbringen.
»Drachenherz« hat sich laut Programm »die großartige Geschichte der Siegfried-Sage ausgeliehen, um sie im Hier und Jetzt und vor allem mit den heutigen Mitteln des Musicals nachzuerzählen«. Um zu verstehen, was die hier proklamierten »heutigen Mitt...
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