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Die Hohenzollern sollen draußen bleiben
Direktor versichert, dass die Erben von Kaiser Wilhelm II. nicht in Schloss Cecilienhof einziehen werden
Unter dem Eindruck der atemberaubenden Rückgabeforderungen der Nachkommen von Kaiser Wilhelm II. gab am Mittwoch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten bekannt, was sie im kommenden Jahr zum 75. Jubiläum der Potsdamer Konferenz der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs plant. Im Zentrum soll eine Ausstellung stehen, die neue Einblicke in die Konferenz gewähren soll, in deren Verlauf »Europa und die Welt neu gestaltet wurden«, wie Generaldirektor Martin Vogtherr im Schloss Cecilienhof sagte. In diesem Schloss hatte die Konferenz 1945 stattgefunden.
Das Haus Hohenzollern verlangt ein dauerhaftes Wohnrecht im Schloss Cecilienhof, im Schloss Lindstedt oder in der Villa Liegnitz. Vogtherr versicherte am Mittwoch, dass die Hohenzollern »definitiv dort nicht einziehen werden« und dass er als Chef einer öffentlichen Stiftung keinen Anlass sehe, dahingehend Absprachen zu treffen. Brandenburgs Kulturstaatssekretärin Ulrike Gutheil ergänzte, am Mittwoch kommender Woche sei der nächste Verhandlungstermin und sie gehe davon aus, dass »wir dann noch längst nicht fertig werden«. Sie fügte hinzu: »Besorgt bin ich nicht.« Doch werde der bislang schon erreichte Verhandlungsstand »zurückgeworfen« durch diese neusten Forderungen der Familie des Kaisers, der 1918 abdanken musste. Es handle sich ohnehin um sehr komplizierte Verhandlungen. Aus diesem Grunde sei Vertraulichkeit vereinbart worden. Das neuerdings geforderte Wohnrecht im Schloss Cecilienhof »war nie Gegenstand und hat bislang auch keine Rolle gespielt«, verriet die Staatssekretärin. Es gehe aus ihrer Sicht nicht um Geld im engeren Sinne, es gehe um eine historische Hinterlassenschaft, bei der die Eigentums- und Vermögensfragen ungeklärt seien. Die jüngsten Forderungen der Hohenzollern »haben uns alle überrascht«.
1918 wurde Wilhelm II. gestürzt und ging ins Exil. Das Vermögen seiner Familie wurde im Prinzip verstaatlicht. Dennoch gelang es den Hohenzollern, ganze Eisenbahnzüge abzutransportieren. Ihnen wurde in den 1920er Jahren von der Weimarer Republik das Schloss Cecilienhof als Wohnsitz belassen. Dort weilte in späteren Jahren gelegentlich Adolf Hitler als Gast beim Kronprinzenpaar. Als sich die sowjetischen Truppen Potsdam näherten, setzten sich die noch in Potsdam lebenden Hohenzollern nach Westdeutschland ab.
Seit Jahren verhandeln die Erben des Kaisers hinter verschlossenen Türen mit dem Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg über die Rückgabe von Gemälden, historischen Zeugnissen und wertvollen Dokumenten, die sich bei der Schlösserstiftung, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und beim Deutschen Historischen Museum befinden.
Mit seiner nun zusätzlich erhobenen Forderung nach einem Wohnrecht schreckte Georg Friedrich Prinz von Preußen die Kulturlandschaft auf. Jetzt versuchen beide Seiten, die Wogen zu glätten. Sie wünschen sich Diskretion. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zeigt sich verhandlungsbereit, um kostspielige Gerichtsverfahren zu vermeiden, wie Präsident Hermann Parzinger erklärte. Genaue Angaben über das Ausmaß der Ansprüche macht bislang niemand. Man bemühe sich um eine »dauerhafte Gesamtlösung«, heißt es aus dem Büro von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Die Positionen liegen aber noch sehr weit auseinander, wird kundgetan. Markus Hennig, Anwalt des Hauses Hohenzollern, warb um Verständnis für seinen Mandanten und warnte vor einer »Skandalisierung«. Angestrebt werde eine »einvernehmliche Gesamtregelung«, bestätigte er.
Nach unbestätigten Berichten von »Spiegel« und »Tagesspiegel« geht es im Rechtsstreit um bedeutende Kunstwerke, um die fürstlichen Bibliotheken und das Königliche Hausarchiv. Auf der Liste stehe etwa der Sessel, in dem König Friedrich II. gestorben ist, sowie Antoine Watteaus Gemälde »Einschiffung der Kythera«. Ansprüche wurden darüber hinaus für Hunderte Gemälde und Skulpturen sowie Möbel angemeldet. Sie schmückten einst die »privaten« Räume der Kaiserfamilie.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) will nicht nachgeben und die Hohenzollern keinesfalls in die Schlösser einziehen lassen. »Es sollen Häuser des Volkes bleiben«, sagte er. Er hofft auf eine einvernehmliche Lösung, ohne sich vor einer juristischen Auseinandersetzung zu fürchten.
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