Der Hagen an der Geschichte
Nibelungenfestspiele Worms: »Überwältigung« von Thomas Melle
Am lautesten wird eine Überzeugung beschworen, wenn sie rundum wankt. Und den Wechselcharakter staatlicher Ordnungen betonen besonders gern jene, die kräftig Beton in die Politik gießen. Zum Beispiel behauptete kürzlich ein Ex-Spitzenpolitiker des Ostblocks im »Spiegel«, Geschichte sei »niemals alternativlos«. Sehr weise. Aber leise zu fragen bleibt, was etwa jenen Menschen in der DDR widerfuhr, die damals mutig die Ansicht vertraten, auch zum Staatssozialismus gebe es eine Alternative. Dies Wort wählte Rudolf Bahro als Buchtitel und verschwand im Bautzener Knast. Natürlich ist Geschichte nie alternativlos. Klingt eben nur seltsam, wenn diese Wahrheit aus dem Geist ehemaliger Herrscher kommt, deren Zepter die Schraubzwinge war und die nie den Gedanken zuließen, es gebe vor allem zu ihnen selbst eine (lebenswerte) Alternative.
Das denkbare, wünschbare Andere, gestellt gegen das vermeintliche Gesetz der Geschichte, ist Thema der »Überwält...
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