- Politik
- Frankfurt
AfD instrumentalisiert Tod eines Achtjährigen
Fraktionsvorsitzende Weidel macht Zuwanderung für Gewalttat in Frankfurt am Main verantwortlich
Es ist eine schreckliche Nachricht: Ein achtjähriger Junge ist am Frankfurter Hauptbahnhof umgekommen, nachdem er und seine Mutter mutmaßlich vor die Gleise gestoßen wurden. Die Mutter konnte sich retten, ihr Sohn nicht. Solche Meldungen machen betroffen, man möchte innehalten. AfD-Politiker*innen geht es offensichtlich anders.
Kaum ist die Nachricht im Umlauf, gibt die Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, Alice Weidel, über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter laut Polizei um einen 40-jährigen Mann afrikanischer Herkunft handele. Weiter schreibt Weidel: »An Entsetzlichkeit ist diese Tat kaum mehr zu überbieten« und macht eine angebliche »grenzenlose Willkommenskultur« für die Tat verantwortlich.
In weniger als zwei Stunden wurde diese Aussage mehr als 2000 Mal geliked und über 800 Mal geteilt. Auf Twitter trendet der Hashtag #Frankfurt seit Montagmittag. Unter diesem Schlagwort sind unzählige rassistische Statements zu lesen, unter anderem von dem Vorsitzende der Nazi-Partei Die Rechte, Sascha Krolzig.
Doch es gibt auch Kritik an Weidel. Janine Wissler, Fraktionsvorsitzende der Linkspartei in Hessen sagt zum »nd«: »Was heute morgen am Frankfurter Hauptbahnhof passiert ist, ist furchtbar.« Zu Weidels Äußerung sagt Wissler weiter: »Der Tweet der AfD-Vorsitzenden ist geschmacklos. Sie versucht rassistische Stimmungsmache zu betreiben, vor dem Hintergrund einer schrecklichen Tat.«
Auch auf Twitter bekommen Weidel und Krolzig Kontra. Zahlreiche Nutzer*innen berichten, dass sie die Aussagen wegen Volksverhetzung beim Konzern gemeldet haben. Des Weiteren schreiben viele Menschen Weidel direkt, sie solle sich bitte zurückhalten.
Mittlerweile hat die Polizei bestätigt, dass das Kind von einem einfahrenden ICE erfasst wurde und tödliche Verletzungen erlitt. Der Tatverdächtige sei noch am Hauptbahnhof festgenommen worden. Weder die Mutter noch der Sohn kannten den Täter laut Informationen der Polizei.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!