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Mit Hitlerfilmen in den Landtag?
AfD-Brandenburg-Chef Andreas Kalbitz war an der Produktion zweifelhafter Historienfilme beteiligt
Ein junger Infanterist in feldgrauer Uniform und mit stechend blauen Augen. Das Gesicht ist glatt und markant, die Züge entschlossen, wohl kampfbereit. Im Hintergrund in orangenen Blocklettern: Hitler. Und kleiner: the unknown soldier 1914 - 1918.
Das Cover zum Film zeugt nicht gerade von großer Distanz zum Protagonisten. Pikant daran: Der Brandenburger AfD-Landesvorsitzende Andreas Kalbitz war an der Entstehung beteiligt. Script: Andreas Kalbitz & Stuart Russell, so steht es im Werkkatalog der Stanford Librarie.
Und nicht nur das: Auch bei dem Film »Von Garmisch in den Kaukasus. Die Geschichte der 1. Gebirgsdivision 1941–1942.« soll Kalbitz beteiligt gewesen sein. Die 1. Gebirgs-Division wurde von Hitler als »seine Garde-Division« bezeichnet und war an Kriegsverbrechen wie dem Massaker auf Kefalonia beteiligt. Kalbitz bestreitet nicht, an den Filmen mitgewirkt zu haben. »Diese beiden Filme habe ich zusammen mit meinem Schwiegervater Stuart Russell erstellt, der sich als Brite mit deutschen Texten schwergetan hat, und ihm gerne dabei geholfen, die Scripts zu überarbeiten«, sagte Kalbitz der »Welt«. Am Donnerstag äußerte sich der AfD-Landeschef über die Zeitungszitate hinaus nicht. Kalbitz ist Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl in Brandenburg am 1. September.
Geschickte Hitler-Verherrlichung
Die »Welt« zitiert den Historiker Thomas Weber von der Universität Aberdeen, der demnach über den ersten Film von 2004 sagte, er mache »den Eindruck einer geschickten Hitler-Verherrlichung«. »Für besonders perfide halte ich in dem Film die Darstellung von Hitlers Antisemitismus«, sagte Weber. »Dessen Kern-Rechtfertigungen durch Hitler werden in dem Film nicht kritisiert und dadurch letztlich wohlwollend bestätigt.«
Bei Betrachtung des zweiten Films entstehe der Eindruck, als habe es sich beim Vorrücken der Gebirgsdivision um eine heldenhafte militärische Leistung gehandelt, schreibt die »Welt«.
Keine rechtsextreme Biografie?
Kalbitz sagt von sich, er habe keine rechtsextreme Biografie. Bezüge zu Rechtsaußengruppierungen finden sich allerdings einige: Kalbitz schrieb unter anderem für die neurechte Wochenzeitung Junge Freiheit. Er nahm 2007 an einem Pfingstcamp der rechtsextremen »Heimattreuen Deutschen Jugend« (HDJ) teil.
Zudem führte Kalbitz früher den rechtsextremen Verein »Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit«, den der Ex-SS-Hauptsturmführer und NPD-Funktionär Waldemar Schütz in den 1980er Jahren mitbegründet hatte. Nachdem dies 2015 bekannt wurde, legte Kalbitz den Vereinsvorsitz nieder.
Trotz angeblicher Unvereinbarkeit arbeitete ein Aktivist aus dem Umfeld der »Identitären Bewegung« für den AfD-Spitzenkandidaten der Landtagswahl in Brandenburg.
Die LINKE in Brandenburg äußerte sich am Donnerstagabend in aller Kürze zu den Vorwürfen: »Wer in Brandenburg AfD wählt, wählt Nazis. Punkt.«
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