Die Schwungkraft des Unbehagens
Blick von innen und von außen: Steffen Mau analysiert die »ostdeutsche Transformationsgesellschaft« vom Beitritt bis zu Pegida.
Der Arm ist gebrochen», sagte der Arzt, und seltsamerweise war ich erleichtert. Ich solle mich nicht so haben, hatte die hochnäsige Wohnungsnachbarin gemeint, nachdem ich aufs Eis gefallen war. Der Gips war meine Rechtfertigung.
Steffen Mau, Makrosoziologe an der Berliner Humboldt-Universität, spricht in Bezug auf Ostdeutschland von «gesellschaftlichen Frakturen». Das Schimpfwort «Jammer-Ossis» ist abgewehrt. Für die Klagen gibt es Gründe, die Mau durchdenkt. So souverän verbindet sich dabei das emotionale «Wir» mit rationaler Analyse, dass das Buch des Soziologen - auf jeweils eigene Weise - einer Ost- wie auch West-Leserschaft viel zu geben vermag.
Dass der Autor im Klappentext als «Lütten Kleiner Soziologe» bezeichnet wird, weil er 1968 in diesem Rostocker Neubaugebiet geboren wurde, stößt mir auf. Würde denn Suhrkamp Ernst Tugendhat einen Brünner oder Jürgen Habermas einen Düsseldorfer Philosophen nennen? Realität des Bei...
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