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Gregor Gysi würde Wolfgang Neumann wählen
Der Bundestagsabgeordnete betätigt sich als Sprecher in einem Werbespot des Landtagskandidaten
Ein älterer Herr sitzt am Schreibtisch, nimmt die Brille ab, blickt in die Kamera, lächelt, sagt aber nichts. Zu diesen Bildern ist die Stimme eines älteren Herren zu hören. Der erklärt: »Was sollen bloß diese alten Säcke in der Politik? Ich sage es mal so: Das Alter hat auch seine Vorteile. Man ist gelassener. Wer die Wendezeit erlebt hat, hält alles aus ...«
Diese Stimme mit diesem ironischen Unterton ist schnell und leicht zu erkennen. Der Mann, den man sieht, ist nicht der Mann, den man hört. Es spricht der 71-jährige Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi (LINKE) - und dazu bewegt sich der 69-jährige Landwirt Wolfgang Neumann in verschiedenen Szenen durch Frankfurt (Oder), immer passend zu Gysis Worten.
Gysi selbst bleibt unsichtbar. Nicht einmal sein Name wird erwähnt oder auch nur eingeblendet. Es weiß sowieso jeder Zuschauer sofort, wer da knapp eine Minute lang erzählt und am Ende versichert: »Im Grunde genommen geht es mir wie Wolfgang Neumann - dem Erststimmenkandidaten für die Landtagswahl in Frankfurt (Oder).« Erst ganz zum Schluss sagt Wolfgang Neumann selbst etwas. Nur drei Worte: »Kraftvoll, erfahren, unerschrocken.«
Gregor Gysis Text orientiert sich an Dingen, die der Politiker in den zurückliegenden Jahren öfter gesagt hat, darunter die Sache mit der Gelassenheit im Alter oder auch, dass die Bundesrepublik vom Osten noch viel lernen könne. Insofern ist das alles gar nicht überraschend, aber es ist prima neu arrangiert und extra für den Wahlspot noch einmal eingesprochen.
Zur Premiere am späten Donnerstagnachmittag im Block-O sagte der Kandidat Neumann dann doch noch ein bisschen mehr. Er erklärte: »Nach der Wende habe ich die Stadt wanken sehen. Fast jeder Frankfurter hatte zu kämpfen. Ich bin für einen Treuhand-Untersuchungsausschuss, um alte Wunden endlich zu heilen.« Heute stehe Frankfurt für einen Aufbruch, findet Neumann. Er denkt da an die »vorbildliche Zusammenarbeit« mit den polnischen Nachbarn in Słubice. Wichtig ist ihm, »dass alle Generationen am Aufbruch teilhaben«. Jung und Alt möchte er im Landtag vertreten und fest an der Seite des jungen Oberbürgermeisters René Wilke (LINKE) stehen.
Die LINKE-Landesvorsitzende Anja Mayer sagte: »Ich habe Wolfgang Neumann so kennengelernt, wie es auf seinen Wahlplakaten steht, nämlich unerschrocken, kraftvoll und erfahren.«
Unerschrocken muss er auch sein, denn der Wahlkampf wird kein Spaziergang. Vor den Toren der Stadt droht das platte Land der AfD in den Schoß zu fallen. Doch bei der Oberbürgermeisterwahl im März 2018 konnte René Wilke (LINKE) in der alten Hochburg seiner Partei ein Ergebnis erzielen, das Mut machte. Rund 43 Prozent erzielte er in der ersten Runde und gewann dann auch die Stichwahl, während es der Kriminalpolizist Wilko Möller (AfD) mit 17 Prozent nicht einmal in die Stichwahl schaffte.
Möller bemüht sich jetzt um einen Sitz im Landtag und ist dabei wahrscheinlich der ärgste Konkurrent von Neumann. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 hatte die LINKE in Frankfurt (Oder) 22,7 Prozent erzielt, die CDU 19,9, die AfD 18,8, die Grünen 12 Prozent und die SPD 10,3. Neumann muss also auch seinen Mitbewerber Michael Möckel (CDU) im Blick haben und darf Sahra Damus (Grüne) und Dietrich Hanschel (SPD) nicht unterschätzen.
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