Das Leben: ein Casting
»Herzstück« von Heiner Müller am Maxim-Gorki-Theater in Berlin
Nur vierzehn Zeilen ist der Text von »Herzstück« lang, ein kurzer Dialog: »Eins: Darf ich Ihnen mein Herz zu Füßen legen? / Zwei: Wenn Sie mir meinen Fußboden nicht schmutzig machen. / Eins: Mein Herz ist rein. Zwei: Das werden wir ja sehn.« Nun folgt die nötige Operation. Zwei sagt: »Das werden wir gleich haben. Arbeiten und nicht verzweifeln.« Am Ende die Enttäuschung. »Zwei: Ihr Herz ist ein Ziegelstein. / Eins: Aber es schlägt nur für sie.«
Ist dieser Text mehr als ein kleiner, böser Witz des großen Pessimisten Heiner Müller? Eher nicht, und gerade deshalb mag er sich als Grundlage der Eröffnung der neuen Spielzeit am Berliner Maxim Gorki Theaters eignen. Dissidenz haben sie hier zum dramaturgischen Stilmittel erhoben. »De-heimatize it!« steht groß auf der »Container« genannten Halle auf dem Vorplatz. Mit dem »Herzstück« weihen sie die neue Spielstätte ein, in dem der Betrieb aufrechterhalten wird, wenn im Saal und in der kleineren ...
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