- Kommentare
- Hongkong
Spalterisch
Alexander Isele über Carrie Lams Gesprächsangebot in Hongkong
Carrie Lams Gesprächsangebot an die Demonstranten in Hongkong ist trügerisch. Die Regierungschefin hatte erklärt, sie wolle nach den gewaltfreien Protesten vom Wochenende auf den friedlichen Teil der Demonstranten zugehen und einen Dialog starten, bei dem sie Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zuhören wolle.
Doch wen Lam mit »friedlichen Demonstranten« meint, bleibt vage. Bisher gehen die Behörden vehement gegen alle vor, die die enggesteckten Regeln ebendieser Behörden überschreiten. Eine Teilnahme an einem nicht genehmigten Marsch kann aufgrund der Antiaufwiegelungsgesetze mit langjähriger Haft bestraft werden. Klar gibt es Steinewerfer und auch jene, die Selbstjustiz an einem festlandchinesischen Reporter übten. Doch das ist der kleinste Teil der Demonstranten, auch wenn chinesische Medien etwas anderes suggerieren.
Nach der Erstürmung des Legislativrates am 1. Juli standen die Demonstranten schon einmal kurz davor, viel Sympathie bei der Bevölkerung zu verlieren. Doch die Gewalt durch Schlägertrupps gegen Demonstranten eine Woche später und das offensichtliche Wegschauen der Polizei hat die Hongkonger wieder hinter den Demonstranten geeint.
Bis zu 1,7 Millionen Demonstranten haben am Sonntag erneut sehr deutlich ihre Forderungen vorgebracht: Rücknahme und nicht nur Einfrieren des Auslieferungsgesetzentwurfs sowie eine unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt. Doch Lam lehnt beides weiterhin ab. Sie will diejenigen isolieren, die seit Wochen die Proteste organisieren.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.