Studie: Deutschland immer mehr pragmatisches Einwanderungsland

67 Prozent der Deutschen finden: Migration macht das Leben interessanter / Viele sehen aber auch Konflikte

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Gütersloh. Die Hälfte der Deutschen findet einer Studie zufolge immer noch, dass es zu viel Zuwanderung gibt. Aber trotz aller Skepsis sind fast zwei Drittel (65 Prozent) der Bundesbürger der Ansicht, Migration habe einen positiven Effekt auf die Wirtschaft, wie aus der Donnerstag veröffentlichten Studie der Gütersloher Bertelsmann Stiftung zur Willkommenskultur hervorgeht. Vor allem die unter 30-Jährigen zeigten sich aufgeschlossen gegenüber Menschen aus anderen Ländern.

Für die repräsentative Untersuchung »Nach der Flüchtlingskrise: Willkommenskultur zwischen Skepsis und Pragmatik« befragte das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid im April im Auftrag der Bertelsmann Stiftung mehr als 2.000 Menschen ab 14 Jahren, deren Muttersprache Deutsch ist. Sie ist Teil einer Langzeitstudie.

Die Migrationsskepsis sei gegenüber der Umfrage 2017 bundesweit leicht zurückgegangen, stellten die Autoren der Studie fest. Während vor zwei Jahren mehr als jeder Zweite (54 Prozent) die Ansicht vertrat, Deutschland habe bei der Aufnahme von Flüchtlingen seine Belastungsgrenzen erreicht, seien es heute 49 Prozent.

64 Prozent sehen aktuell in der Einwanderung positive Auswirkungen für die demografische Entwicklung, wie es hieß. 41 Prozent der Befragten sprächen sich explizit für den Zuzug ausländischer Fachkräfte als Mittel gegen den Personalmangel in Pflege oder Handwerk aus anstatt längerer Lebensarbeitszeit und einer höheren Erwerbsquote von Frauen. 67 Prozent bejahten demnach die Aussage, Migration mache das Leben interessanter.

Gleichzeitig gibt es weiterhin kritische Töne gegenüber Einwanderung: So glauben 71 Prozent, der Zuzug aus dem Ausland belaste die Sozialsysteme (2017: 79 Prozent). Rund zwei Drittel (69 Prozent) sehen die Gefahr von Konflikten zwischen Eingewanderten und Einheimischen. Auch Probleme in den Schulen durch zu viel fremdsprachige Schüler (64 Prozent) oder eine Verschärfung der Wohnungsnot (65 Prozent) werden befürchtet. Besonders in den ostdeutschen Bundesländern überwiegt laut Studie die Skepsis. Allerdings sei auch dort eine Mehrheit von 55 Prozent der Ansicht, Einwanderung habe einen positiven Effekt auf die Wirtschaft, hieß es. In Westdeutschland sind es den Angaben nach 67 Prozent.

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, sieht in den widersprüchlichen Ergebnissen eine normale Entwicklung: »Deutschland stabilisiert sich als pragmatisches Einwanderungsland. Die Bevölkerung hat die Herausforderungen von Migration klar vor Augen, sieht aber auch die Chancen für eine alternde Gesellschaft.« Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz sei deshalb ein richtiger Schritt. epd/nd

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