Vom Windrad verweht

Wie müde sind die Menschen? Sebastian Hartmann inszeniert am Deutschen Theater in Berlin »Lear/Die Politiker«

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Die Farben sind weg. Alles ist irgendwie grau, vernebelt, verraucht. Der nicht abgedunkelte Zuschauerraum: ein Wartesaal im Zwielicht. Auf der Bühne steht ein großes Windrad herum, warum und wozu, weiß niemand. Am wenigsten diejenigen, die in dieser tristen Szenerie ausgesetzt wurden, die Schauspieler. Lauter beziehungslose Irrläufer, die nicht wissen, was sie hier tun sollen. Nichts?

König Lear und sein einstiger Gegenspieler Gloster (Michael Gerber und Markwart Müller-Elmau) brauchen sich darüber zumindest keine Gedanken mehr zu machen. Sie werden in Krankenhausbetten herumgeschoben, heben manchmal den Arm, um sich bemerkbar zu machen, verziehen das Gesicht zu einer Grimasse oder lallen Unverständliches. Zu sagen haben sie hier längst nichts mehr. Woanders auch nicht. Die Zeit der Patriarchen, so der dramaturgische Wink mit dem Zaunpfahl, ist endgültig vorbei. Die der Tragödien auch?

Gab es jemals etwas zu vererben - man erinnere sic...


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