Zu viele Spiegel auf einmal
Dialektik, Differenz und das Dazwischen: An der Berliner Schaubühne versucht man sich an Hannah Arendts »Vita activa«
Die Bühne des Studios der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz ist komplett leer. Fünf Menschen tragen Plastikklappstühle herein. Peter Brook schrieb in seinem Buch »Der leere Raum«, der einfachste Theatervorgang sei der, dass ein Mensch durch den Raum geht, während ein anderer zuschaut.
Doch zunächst wird das zuschauende Publikum angeschaut, denn die Spieler - der Regisseur Patrick Wengenroth, die Schauspielerin Iris Becher, die Sängerin und Schauspielerin Ruth Rosenfeld, der Schauspieler Florian Anderer und der Musiker Matze Kloppe - setzen sich frontal gegenüber. Eine leicht unbehagliche Spiegelung, Irritation kommt auf. Immerhin soll es an dem Abend ja um das tätige Leben gehen, nach dem Buch »Vita activa oder Vom tätigen Leben« von Hannah Arendt, das 1958 in den USA erschien.
Wengenroth allerdings nimmt den Titel der amerikanischen Originalausgabe »The Human Condition«, die menschliche Bedingtheit. Die Zuschauer freilich sind zun...
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