Wissen aus dem Wunderland
Ein Band erkundet das Erkenntnispotenzial fiktiver Weltentwürfe. Von Ulrike Wagener
Kann Popkultur relevante Perspektiven auf Phänomene außerhalb des eigenen Erzählkosmos bergen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Sammelband »Vom Binge Watching zum Binge Thinking. Untersuchungen im Wechselspiel zwischen Wissenschaften und Popkultur«. Mit Hilfe von J. R. R. Tolkien, der seinerzeit größten Aufwand betrieben hat, um seine eigene Fantasywelt von Kinderliteratur und Groschenromanen abzugrenzen, definieren die Herausgeber Martin Böhnert und Paul Reszke ihr Verständnis »fiktiver Sekundärwelten«. Diese könnten zwar genussvoll konsumiert werden und einen die Wirklichkeit vergessen lassen, böten aber ebenso das Potenzial, aus ihnen mit neuen Sichtweisen auf die »wirkliche Welt« zurückzukehren. Indem sie Erkenntnisse der Lesekompetenzforschung bemühen, lassen sie eine hierarchische Unterscheidung zwischen Hoch- und Populärkultur hinter sich - wie es große Teile der Kulturwissenschaft im Übrigen seit langer Zeit praktizieren. ...
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