- Politik
- Extinction Rebellion
Ungehorsam
Roger Hallam hat Extinction Rebellion mitgegründet. Er wurde in London verhaftet.
Es sollte eine der spektakulärsten Aktionen der vergangenen Jahre werden. Die Umweltschutzaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion sind am Freitag zunächst mit dem Versuch gescheitert, am größten Flughafen Europas, London Heathrow, den Flugverkehr lahmzulegen. Vielleicht auch, weil mehrere ihrer Mitglieder zuvor verhaftet wurden.
So auch Roger Hallam. Dabei waren dem Mitgründer von Extinction Rebellion die Bilder seiner Festnahme vermutlich recht. Der 53-jährige hatte erst im vergangenen Jahr am Londoner King’s Collage promoviert. Das Thema seiner Doktorarbeit: Wie können Protestbewegungen erfolgreich sein? Hallam meint, dass es dazu dreier Elemente bedürfe: Erstens müsse durch eine massive Störung der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erzeugt werden; zweitens bedürfe es der Bereitschaft, persönliche Konsequenzen zu erdulden, wie zum Beispiel Festnahmen; und drittens müsse der Umgang untereinander, mit der Öffentlichkeit und mit der Polizei respektvoll sein.
Der Ökobauer zog aus seiner Forschung den Schluss, dass nur jene Bewegungen erfolgreich waren, bei denen es zu Massenverhaftungen kam. Deshalb treten viele von Extinction Rebellion unter Klarnamen auf - was es der Polizei erleichtert, die Aktivisten ausfindig zu machen. »Ich bin bereit, ins Gefängnis zu gehen«, sagte Hallam mehrfach. Die Menschheit stehe vor ihrer größten Katastrophe. Da es andere Protestformen in den vergangenen 30 Jahren nicht vermochten, die Umweltzerstörung aufzuhalten, brauche es nun »massenhaften zivilen Ungehorsam«.
Hallams Ansatz ist erfolgreich. Extinction Rebellion wächst seit ihrer Gründung vor einem Jahr in Großbritannien rasant. Im April dieses Jahres legte sie mit der Blockade vieler Straßen Teile Londons lahm. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile über 50 Ableger. Für Oktober ist in etlichen Ländern eine Rebellionswoche geplant. Nun droht aber Ungemach. Viele der Aktivisten kritisierten im Vorfeld die Aktion am Londoner Heathrow - eine Spaltung droht.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.