Der Führer furzt Eichenlaub
Politkunst in Wolle: Eine Frankfurter Schau bietet die Wandteppiche von Hannah Ryggen zur Wiederentdeckung an
Norwegen 1946: Eine Frau rechnet ab. »Schweden« heißt der kurz nach Kriegsende entstandene Bildteppich von Hannah Ryggen, auf dem ein Löwe einem kleinen Kind in den Suppenbecher kotzt. Bei genauerem Hinsehen ein merkwürdig brauner Löwe. Brauner jedenfalls als derjenige auf dem schwedischen Königswappen, das die Künstlerin hier verballhornt. Ryggen hat dem Land seine Untätigkeit beim Überfall Hitlers auf Norwegen nie verziehen. Schwedens einzige Hilfe an den Nachbarn war Suppe für Schulkinder. Nicht viel für eine überzeugte Antifaschistin und Menschenfreundin, die immer aufs Ganze ging. Schon vor 1945 prangerte Ryggen Hitler und seine in ganz Europa ausgeschwärmten Henker an. Wenn sie selbst vor den schlimmsten Repressalien verschont blieb, dann vielleicht nur deswegen, weil sie mit der Textilkunst ein Medium wählte, das seinerzeit kaum jemand ernst nahm. Und auch die internationale Ausstellungsszene hat lange nichts von der Aktivistin ...
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