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Blasphemie mit Angelina Jolie
Personalie
Wie Sahar Tabar berühmt wurde, ist heutzutage nichts Außergewöhnliches. Die 22-jährige Iranerin stellt Bilder von sich ins Internet, wie Millionen andere auch. Ihr Instagram-Account, der nach ihrem Pseudonym benannt ist und dem 28 000 Menschen folgen, zeigt die junge Frau, die sich mehreren Schönheitsoperationen unterzogen hat, in verschiedenen Kleidern und Posen. Nie besonders freizügig, aber auch nicht besonders fromm, wie das wohl in einer islamischen Republik erwartet wird, präsentiert sie sich stark geschminkt mit locker sitzendem Kopftuch. Oft bedienen sich ihre Bilder einer Grusel-Ästetik, weil sie ihre Haare grell färbt und sich dunkel schminkt.
Für ihre Art, sich zu präsentieren, soll sie nun bestraft werden: Das in der islamischen Republik für »kulturelle Verbrechen und soziale und moralische Korruption« zuständige Gericht hat ihre Verhaftung veranlasst. Angeklagt wird sie laut der Nachrichtenagentur Tasnim unter anderem wegen Blasphemie, Anstachelung zu Gewalt, Beleidigung des islamischen Schleiers und Ermutigung der Jugend zu Verderbnis.
Sahar Tabar bezeichnet sich selbst als eine Art Kunstfigur. In einem Interview mit dem russischen Medienportal Sputnik im Jahr 2017 hatte sie versichert, sie würde nicht annähernd so aussehen, wie auf ihren Bildern. Sie sei zwar öfters operiert worden - Schönheitsoperationen sind in ganz Iran äußert beliebt - jedoch wären die Bilder allesamt stark bearbeitet.
Es ist wohl eher eine Faszination für das Krasse, statt einem wirklichen Gefallen an ihren Bildern, die sie so berühmt gemacht hat: Über das tatsächliche Leben der 22-Jährigen ist kaum etwas bekannt, stattdessen kursieren viele Gerüchte über ihre Motive, sich operativ so zu verändern. Gehässig wird sie als Zombie-Angelina-Jolie bezeichnet. In den vergangenen Jahren sind in Iran Dutzende Prominente wegen ihrer Inhalte in den sozialen Netzwerken verhaftet worden, mit Sahar Tabar, die mit echtem Vornamen Fatemeh heißt, ist es eine mehr.
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