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Stilist und Arbeiter

Salzburger Ausgabe: Stefan Zweigs Novellen

  • Klaus Bellin
  • Lesedauer: 2 Min.

Er war lange ein Glückskind. Was immer Stefan Zweig (1881-1942) schrieb, historische Miniaturen, Dramen, Gedichte, Erzählungen, fand reißenden Absatz. Die Leser schwärmten, und die Kritiker wetteiferten mit Lobeshymnen, rühmten die atemlose Spannung dieser Prosa, ihre leidenschaftliche Intensität, die ungeheure Suggestivkraft.

Stefan Zweig: Verwirrung der Gefühle. Die Erzählungen
Band II 1913–1926, Salzburger Ausgabe Bd. 3; hg. v. Elisabeth Erdem u. Klemens Renoldner. Zsolnay, 832 S., geb., 30 €.

Von dieser Begeisterung, dieser weltweiten Zweig-Euphorie ist wenig geblieben, man ist heute nüchterner und kühler, aber ein Autor mit beachtlicher Gemeinde ist er noch immer, leicht erkennbar an den erstaunlich vielen Publikationen, die in letzter Zeit erschienen, den Buchausgaben, Briefeditionen, Biografien. Sie finden mühelos dankbare Käufer und Leser.

Mit dem Namen der Stadt, in der Zweig 1919 bis 1934 wohnte und die seit Jahren ein Stefan-Zweig-Centre beherbergt, schmückt sich jetzt eine Edition besonderen Anspruchs, eine Präsentation der fiktionalen Prosa in sieben Bänden: die von Werner Michler und Klemens Renoldner betreute Salzburger Ausgabe des Zsolnay-Verlages. Sie übertrifft alle bisherigen Ausgaben des Erzählwerks an Vollständigkeit und Authentizität. Zum ersten Mal bietet sie philologisch gesicherte Texte. »Angst«, von Stefan Zweig immer wieder bearbeitet, gekürzt, sogar radikal verändert, wird hier gleich zweimal gedruckt - in der letzten Fassung am Anfang des Bandes und im Anhang nach dem Erstdruck von 1913. Dazu besticht diese attraktive Studienausgabe mit einem Kommentar, der über Quellen, Entstehung, Varianten und Drucke informiert und außerdem mit einem hilfreichen Anmerkungsapparat dient.

2017 mit den »Sternstunden der Menschheit« eröffnet, liegt jetzt nach einer ersten Novellensammlung (»Vergessene Träume«, 2018) der zweite Band der Erzählungen mit allen vierzehn Prosastücken vor, die zwischen 1913 und 1926 geschrieben wurden. Zu bewundern ist erneut der fantastische Seelenkenner und der fesselnde und elegante Stilist Zweig. Zu entdecken ist aber auch der zähe Arbeiter Zweig, der immer wieder verbesserte, umschrieb, den Text vor jedem Druck noch einmal auf den Prüfstand stellte. So schön wie in dieser Edition sah man’s noch nie.

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