»Helmut, kauf uns auf«

OSSIS TAGEBUCH

18. Oktober 1989: Am Vormittag der übliche Trott auf Arbeit, am Nachmittag gab es nur ein Thema: Honeckers Rücktritt. Erwin kommentierte: »Höchste Zeit.« Manne pflichtete bei: »Jetzt geht es wieder aufwärts. Egon wird’s richten.« Erwin teilte den Optimismus des Parteisekretärs nicht: »Als ZK- und Politbüromitglied hat Krenz doch die janze Merde mit zu verantworten. Und haste schon verjessen, dass er das Blutbad in Peking jut jeheißen hat?!« Am Abend dann überraschte mich mein Nachbar mit den Worten: »Endlich hat Erich ein Einsehen. Man sollte wissen, wann es Zeit ist, abzutreten.« Der Veteran bekundete sodann seine Verwunderung, dass man im Westen schon gestern Bescheid wusste, dass E.H. auf der heutigen ZK-Sitzung zurücktreten werde. Seine Vermutung: Der Entschluss fiel auf der gestrigen Politbürositzung und einer der Anwesenden habe nicht »dicht gehalten«. Ich wurde hellhörig: Ein Westspion im obersten Gremium der Partei? Der Nachbar...


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