Der traurige Ritter

Mit großen Plänen war Jean-Claude Juncker als Präsident der EU-Kommission angetreten. Geblieben ist davon nach fünf Jahren nichts.

In seinem Europa-Roman »Die Hauptstadt« hat Robert Menasse dem EU-Kommissionspräsidenten ein Denkmal gesetzt. Nicht allein dem offiziell noch bis Ende Oktober amtierenden Jean-Claude Juncker. Auch all seinen Amtsvorgängern - eine Frau wird erstmals mit Ursula von der Leyen voraussichtlich Anfang Dezember auf den höchsten Posten der EU rücken. Das Bild, das der Schriftsteller nach jahrelanger Recherche in Brüssel von dem Topjob zeichnet, ist jedoch wenig schmeichelhaft: »Jedes Wort, das der Präsident sagt, sagen seine Bauchredner«, lässt Menasse seinen Protagonisten erzählen. »Alles, was er entscheidet, ist längst entschieden, und wenn er etwas unterschreibt, wird seine Hand geführt.« Und dann, doch noch ganz auf Juncker gemünzt: Das einzig Unvorbereitete und Eigenständige sei, wenn der Präsident bei einem Gipfeltreffen den einen oder anderen Staatschef an der Krawatte ziehe oder ihm einen Schubs verpasse.

Dass er an der Spitze der...


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