Sigmar Gabriel Favorit als neuer Spitzenlobbyisten der Autoindustrie
»Gabriel ist zu 99 Prozent sicher«,sagt ein nicht genannten Manager der Branche.
Berlin. Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel ist Medienberichten zufolge als neuer Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) im Gespräch. Neben Gabriel gilt auch die ehemalige Staatsministerin im Kanzleramt, Hildegard Müller (CDU), als Kandidatin für den Spitzenposten, wie die »Bild am Sonntag« und die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« berichteten. Laut »Bams« ist Gabriel Wunschkandidat der Autokonzerne. Der »FAS« zufolge ist die Frage dagegen noch strittig.
Eine Entscheidung über die Nachfolge von VDA-Chef Bernhard Mattes soll laut den Berichten bereits Anfang November fallen. Mattes hatte Mitte September angekündigt, sich als Deutschlands oberster Autolobbyist zurückzuziehen. Er legt sein Amt zum Jahresende nieder.
Gabriel ist der »Bams« zufolge Wunschkandidat sowohl der Autokonzerne als auch der Zulieferer und Familienunternehmen. »Die Reihenfolge steht fest«, hieß es dem Blatt zufolge in informierten Kreisen. »Sollten keine unüberbrückbaren Differenzen mit Gabriel auftreten, wird er der neue Präsident.« Demnach hat auch Gabriel bereits signalisiert, den Posten übernehmen zu wollen.
Gabriel hatte erst vor wenigen Wochen angekündigt, im November sein Bundestagsmandat vorzeitig niederzulegen. Er sitzt seit 2005 im Bundestag. Von 2009 bis 2017 war er Vorsitzender der SPD. Er war zudem Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister.
Der Vize-Vorsitzende der Linkenfraktion im Bundestag, Fabio De Masi, kritisierte das mögliche neue Amt für Gabriel: »Ich verstehe, dass man mit 60 nicht in Rente will. Aber gäbe es nicht viele gute Möglichkeiten etwas für dieses Land zu tun, ohne das eigene Telefonbuch an die Autoindustrie zu verscherbeln?« Der Abgeordnete schlug vor, Gabriel könnte sich etwa »für eine Klimapolitik einsetzen, die nicht wieder die kleinen Leute bezahlen«.
Laut dem »FAS«-Bericht hat aber auch CDU-Politikerin Müller Chancen, an die VDA-Spitze zu rücken. Dass mit ihr erstmals eine Frau an die Spitze des Autoverbands rücken würde, könnte der VDA als Zeichen der Aufbruchs verkaufen, zitierte das Blatt Automanager. Für die ehemalige Staatsministerin sprächen zudem ihre guten Kontakte in die Union sowie ihre Erfahrung in der Energiewirtschaft. Müller war zuletzt im Vorstand des Energiekonzerns Innogy.
Die 52-Jährige sagte der FAS zu den Spekulationen um einen Wechsel in die Autobranche: »Im Moment versuche ich erstmal, im Urlaub ein bisschen Abstand zu bekommen und mich nach den sehr intensiven Wochen etwas zu erholen.« AFP/nd
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