Sündenbock als Retter des Euro

Geldpolitiker, Privatisierer und ein bisschen Keynesianer - nach acht Jahren tritt Mario Draghi als EZB-Chef ab

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Es war Angela Merkel, die Mario Draghi einst den Weg an die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ebnete. Die »Bild«-Zeitung verpasste dem Italiener dann zum Start am 1. November 2011 eine Pickelhaube: Der Helm sollte den Notenbanker an preußische Tugenden erinnern.

Im Gepäck hatte Draghi das Versprechen, als oberster Währungshüter Europas in der Tradition der Bundesbank stabile Preise zu garantieren. Doch schon im ersten Amtsjahr meldeten sich immer mehr Skeptiker zu Wort: Der EZB-Chef verspiele mit seinen umfassenden Maßnahmen die Unabhängigkeit der Notenbank und riskiere eine hohe Inflation. Eine Einschätzung, die ihn bis zum Ende seiner Amtszeit begleiten sollte. Schon in seinen ersten zwölf Monaten an der Spitze hatte »Super-Mario« sämtliche Register gezogen und neue geldpolitische Maßnahmen zum Fluten der Finanzmärkte mit Geld erfunden.

Draghi kam 1947 in Rom zur Welt. Sein Vater, ein hoher Beamter der italienischen...


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