Der Chefredakteur hatte sich krankgemeldet

René Heilig und Irmtraud Gutschke arbeiteten 1989 beim »Neuen Deutschland«. Ein Gespräch über die Demo vom 4. November

  • Ulrike Wagener und Ines Wallrodt
  • Lesedauer: ca. 9.0 Min.

Das »Neue Deutschland« berichtete über die große Demonstration am 4. November auf einer ganzen Seite. Ein Jahr vorher wäre das in dieser Form kaum denkbar gewesen. Wann hatte sich da etwas verändert?

Irmtraud Gutschke: Spätestens mit der Fluchtwelle über Ungarn war klar, dass sich etwas ändern muss. Innerhalb der Belegschaft wurde im »ND« schon sehr lange immer wieder hin und her geredet: Was wird nun? Eigentlich ging es immer darum, wer wird der neue »Erich«?

René Heilig: Viele hatten die Hoffnung auf eine »biologische Lösung«. Wir waren ziemlich gut informiert, und dass es so nicht weitergehen konnte, war sonnenklar. Zeitungmachen lief in der DDR ja so: Es gab keine Norm, die festschrieb, bis hierhin kannst du gehen, sondern es war immer eine Verhandlungssache mit dem großen Haus, also dem Zentralkomitee der SED (ZK). Große Beiträge gingen grundsätzlich rüber zur jeweiligen Abteilung, und dann bekamen wir das Ding zurück – ...


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