Kapitalismus verdirbt den Charakter

Indem wir lernen, in radikalisierten Konkurrenzmärkten zu funktionieren, werden wir zu jemandem, der wir unter anderen Umständen nicht geworden wären

In der »Zeit« fand sich vor einigen Jahren eine Geschichte, die sich in etwa so nacherzählen lässt: Nachdem Dschihadisten die Redaktion von »Charlie Hebdo« überfallen und die Redaktion beinahe ausgerottet hatten, provozierte diese Aktion beispiellose Solidarität und auch Entschlossenheit: Entschlossenheit bei der Redaktion, sich nicht zu beugen; Solidarität bei den Leuten – Hunderttausende Bürger haben Abos bestellt oder Geld gespendet. Die Verlagskassen waren danach so prall gefüllt, dass die Kohle für zehn Jahre reicht. Und prompt begann sich die Redaktion über Macht und Geld zu zerstreiten. Was die Terroristen nicht schafften, schaffte das Geld. Was der Islamismus nicht schaffte, schaffte der Kapitalismus.

Das erinnerte mich ein wenig an ein Schwundgeld-Experiment in Berlin-Prenzlauer Berg Anfang der 1990er Jahre. Das war eine Art sozialkritischer Kunstaktion. Künstler entwarfen Geldscheine, die zu einem gewissen Betrag in D-Ma...


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