Daueraufstand in Bagdad
Zur Beruhigung der Lage will das Parlament Regierungschef al-Mahdi aus dem Amt drängen. Doch der allein ist nicht das Problem. Von Oliver Eberhardt
Eigentlich gilt in Bagdad zur Zeit eine nächtliche Ausgangssperre. Doch kaum jemand scheint sich daran zu halten: Lautes Hupen, bis zum Anschlag aufgedrehte Musik zerstören die Nachtruhe bis in die frühen Morgenstunden, wenn Zehntausende auf die Straßen und Plätze im Zentrum strömen. Medien, Politiker und Diplomaten rätseln seit Wochen darüber, warum die Proteste diese anhaltende Wucht erzeugen. Der Iran stachele die Proteste an, sagen die einen; die USA steckten dahinter, behaupten die anderen.
Einig sind sich alle in einem: Irak braucht tiefgreifende Veränderungen. Dutzende Milliarden Dollar haben allein die USA seit dem Sturz von Saddam Hussein 2003 für den Wiederaufbau, für die Entwicklung der Infrastruktur in das Land gepumpt. Bei der Bevölkerung angekommen ist davon so gut wie nichts. Selbst die Einnahmen aus den Ölexporten versickern irgendwo in den Zahlenkolumnen des Staatshaushaltes.
Bei den ausländi...
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