Der schönste Tag im Leben der DDR

Der Bürgerrechtler Jens Reich über die Kundgebung am 4. November 1989 in Berlin und über enttäuschte Hoffnungen

  • Karlen Vesper
  • Lesedauer: ca. 8.0 Min.

Professor Reich, Sie gehörten zu den Rednern der Kundgebung vom 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz. Sie sagten damals: »Der Dialog ist nicht das Hauptgericht, sondern die Vorspeise.« Wie haben Sie dies gemeint?

Im Gründungsaufruf des Neuen Forums etwa sechs Wochen zuvor hatten wir diagnostiziert: »In unserem Land ist die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft offensichtlich gestört.« Ich wollte auf dem Alex aber davor warnen, dass das, was nun auf der politischen Tagesordnung stand, nicht durch Quatschen zugrunde gerichtet wird. Einigen aus der Riege der alten Machthaber wie Politbürochef Günter Schabowski und Ideologiechef Kurt Hager war offenbar noch nicht klar, dass ihre Zeit zu Ende ist. Sie führten das Wort »Dialog« im Mund, um letztlich nur wieder das Ruder in ihre Hand zu bekommen, den Unmut zu kanalisieren.

Wie kam es dazu, dass Sie zu den Rednern auf dem Alex gehörten?

Die Idee stammte bekan...


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