Erinnerung als Mittel gegen den Rechtsruck

In Lichtenberg wurde mit Erwin Nöldner eines entschiedenen Gegners der Nationalsozialisten gedacht

  • Florian Daetz
  • Lesedauer: 2 Min.

»Gerade jetzt, vor dem Hintergrund des Rechtsrucks und dem Erfolg der AfD ist es wichtig, an solche Leute zu erinnern«, erklärt Erika Rathmann, Vorsitzende der Lichtenberger Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA). Trotz Nieselregen hat sich am Mittwochnachmittag eine kleine Gruppe mit Regenschirmen am Nöldnerplatz in Lichtenberg versammelt, um des namensgebenden Widerstandskämpfers Erwin Nöldner zu gedenken. Seine Hinrichtung durch die Nationalsozialisten jährte sich am Mittwoch zum 75. Mal. Seit 1947 erinnert der Platz und eine Straße an den »Organisator des Rummelsburger Widerstandes«.

Gerhard Langguth, ebenfalls vom VVN-BdA, berichtete vom kämpferischen Leben des Bauschlossers Erwin Nöldner. Dieser wurde im Jahr 1913 in eine Lichtenberger Arbeiterfamilie hineingeboren und trat bereits als 15-Jähriger dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) bei. Schnell übernahm er dort Verantwortung und leitete etwa die KJVD-Gruppe im Görlitzer Viertel. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 leistete er als Teil einer KPD-Zelle aus der Illegalität heraus Widerstand gegen die Nazis.

Im Jahr 1935 wurde Nöldner erstmals verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung knüpfte er über seine neue Arbeitsstelle, die Firma Auert in Berlin-Weißensee, Kontakt zur Widerstandsgruppe um Robert Uhrig und betätigte sich als Verbindungsmann zwischen verschiedenen Betrieben. Später beteiligte er sich auch am Aufbau bewaffneter Gruppen. Im Juli 1944 wurde Nöldner erneut verhaftet, zum Tode verurteilt und am 6. November hingerichtet.

Bereits 1947 wurde zu Nöldners Ehren die damalige Prinz-Albert-Straße in Nöldnerstraße umbenannt. Auch der Platz zwischen der Straße und dem S-Bahn-Eingang erhielt Nöldners Namen. Nachdem Gedenktafeln an seinem ehemaligem Wohnhaus in der Türrschmidtstraße 16 mehrfach entwendet wurden, konnte mit Hilfe von Spenden schließlich eine Gedenkstele auf dem Nöldnerplatz aufgestellt werden. Diese erinnert seit 2010 an den jung gestorbenen Rummelsburger und weitere Widerstandskämpfer*innen.

Erika Rathmann sieht in der Ehrung der Gegner*innen des Dritten Reiches eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe: »Da Jugendliche und Kinder heute in der Schule kaum etwas über diese Geschichten erfahren, ist es wichtig, dass wir daran erinnern.«

Nachdem sie Nöldners letzten Brief an seine Familie verlesen hatte, zog Rosemarie Heyer, ebenfalls vom VVN-BdA, eine Verbindung zu heutigen Kämpfen: »Wir sollten auch allen Leuten danken, die sich heute gegen Rassismus und für ein soziales Zusammenleben einsetzen.«

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