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Ufo-Streik zeigt Wirkung
Lufthansa strebt im Tarifkampf mit den Flugbegleitern nun doch Schlichtung an / 1300 Flüge gestrichen
Diesmal zeigte der Streik der Flugbegleiter bei der Lufthansa schnell Wirkung. Konzernchef Carsten Spohr teilte am Donnerstagvormittag mit, dass man nun wieder das Gespräch mit der Kabinengewerkschaft Ufo suche.
Die Unabhängige Flugbegleiterorganisation (Ufo) hatte am Donnerstag null Uhr ihre angekündigte 48-stündige Arbeitsniederlegung bei der Lufthansa begonnen. Betroffen waren sowohl nationale als auch überregionale und interkontinentale Verbindungen des Unternehmens, insgesamt 700 der geplanten 1100 Abflüge allein am ersten Tag. Bis zu 180 000 Passagiere werden ihre geplanten Flüge nicht antreten können, teilte der Konzern im Voraus mit. Die Lufthansa bemühte sich, die Auswirkungen durch Umbuchungen auf die Bahn oder andere Airlines abzumildern. Das befürchtete Chaos an den Flughäfen blieb aus, da die meisten Passagiere vorab über die Stornierung ihrer Flüge informiert werden konnten. Zuvor war das Unternehmen mit dem Versuch gescheitert, den Streik durch einstweilige Anordnungen gerichtlich verbieten zu lassen.
Bei der Arbeitsniederlegung geht es auf den ersten Blick um klassische tarifpolitische Forderungen. Ufo verlangt für die rund 21 000 Flugbegleiter unter anderem die Erhöhung der Tagesspesen und der Funktionszulagen für einzelne Berufsgruppen sowie eine tarifliche Garantie der Überleitung von Teilzeit- und Saisonverträgen in unbefristete Vollzeit-Arbeitsverhältnisse. Das Lufthansa-Management hatte hingegen nach Darstellung von Ufo am 11. Oktober »abschließend klar gemacht, keine Verhandlungen über unsere Forderungen aufzunehmen«. Auch ein erster Warnstreik neun Tage später bei den Tochterunternehmen Germanwings, Eurowings, CityLine und Sun Express brachte keine Bewegung in die Auseinandersetzung. Bei der daraufhin vom Ufo-Vorstand eingeleiteten Urabstimmung sprach sich eine große Mehrheit für unbefristete Streiks aus. Bei den Beschäftigten der Kernmarke waren dies 86,9 Prozent, bei den vier Tochtergesellschaften zwischen 77,5 und 96,2 Prozent.
Der Konzern verfolgte über Monate die Strategie, der mitgliederstärksten Gewerkschaft im Bereich der Flugbegleiter die Legitimation zur Führung von Tarifverhandlungen abzusprechen. Hintergrund waren Auseinandersetzungen innerhalb der Organisation, die auch zu Gerichtsverfahren gegen mehrere Vorstandsmitglieder führten, woraufhin der gesamte Vorstand zurücktrat. Den daraufhin eingesetzten zweiköpfigen Ufo-Notvorstand erkannte die Lufthansa nicht als vertretungsberechtigt an.
Mit dieser Position ist das Unternehmen allerdings vor mehreren Gerichten gescheitert. Und am Freitag vor einer Woche wurde der Notvorstand auf einer Mitgliederversammlung mit 98 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Die reguläre Neuwahl soll am 14. Februar 2020 stattfinden.
Parallel zur Auseinandersetzung mit UFO strebt der Konzern auch tarifliche Vereinbarungen mit den konkurrierenden Gewerkschaften ver.di und Cabin Union an. Bei letzterer handelt es sich um eine Ausgründung der unabhängigen Industriegewerkschaft Luftverkehr, die bislang allerdings keinerlei Strukturen im Bereich der Flugbegleiter hat.
Doch offensichtlich ist bei der Lufthansa durch den aktuellen Streik die Einsicht gewachsen, dass der Versuch, mit Hilfe »kooperationsbereiter« Gewerkschaften die kampferprobte Ufo aus dem Betrieb zu drängen, wenig Aussicht auf Erfolg hat. Auch Drohungen mit Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe gegen die Ufo-Vorstände und mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen für Flugbegleiter wegen »illegaler« Teilnahme an einer Arbeitsniederlegung zeigten nicht die erhoffte Wirkung, zumal der Konzern juristisch offenbar auf verlorenem Posten steht.
Ufo selbst hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es bei dem aktuellen Arbeitskampf über tarifliche Forderungen hinaus um die Vertretungsmacht und damit auch um die Existenz der Gewerkschaft geht. Zumindest dabei scheint man erfolgreich zu sein, wie die Bereitschaft der Lufthansa zur Aufnahme von Schlichtungsverhandlungen deutlich macht. Die Gewerkschaft erklärte daraufhin am Mittag, man werde die angebotenen Gespräche am Wochenende wahrnehmen. Ufo-Sprecher Nicolay Baublies sprach von einem »Versuch«, dessen Erfolgsaussichten man noch nicht einschätzen könne.
Der laufende Streik sollte allerdings wie angekündigt bis Freitag 24 Uhr fortgesetzt werden. Allerdings wird Ufo auf eine Ausweitung der Arbeitsniederlegung in den kommenden Tagen auf die Tochtergesellschaften der Lufthansa verzichten. Am Montag will die Gewerkschaft die Gespräche mit der Konzernführung dann auswerten und über das weitere Vorgehen entscheiden. Streiks seien dann weiterhin möglich, erklärte ein Ufo-Sprecher.
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