Die Mehrheit der Inhaftierten leidet an psychischen Erkrankungen

Jeder verhaltensauffällige Häftling braucht ein auf ihn zugeschnittenes Konzept, sagt der Arzt Carl-Ernst von Schönfeld

  • Andreas Boueke
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Wie viele Häftlinge in deutschen Gefängnissen gelten als »verhaltensauffällig«?

Wenn man dieselben Maßstäbe anwendet wie wir in unserer Tagesklinik, dann sind im Vollzug etwa 88 Prozent der Inhaftierten mit einer psychiatrischen Diagnose erkrankt. Doch meist ist es nicht nur eine einzige Diagnose, sondern durchschnittlich sind es dreieinhalb. Diese Zahlen machen deutlich, mit welchen unterschiedlichen Normalitäten wir es im Gefängnis zu tun haben. Ein Beispiel: Der Suchtmittelkonsum einer Gefangenen ist Folge einer Persönlichkeitsstörung, die aufgrund früher traumatischer Erfahrungen entstanden ist. Sie hat als Kind sexuellen Missbrauch erlebt und dadurch eine Borderlinepersönlichkeitsstörung entwickelt. Das wäre eher eine durchschnittliche Biografie und keine Besonderheit.

Werden solche Menschen eher straffällig als andere Menschen?

Bei einer schweren Schizophrenie gibt es tatsächlich ein statistisch erhöhtes Risiko für...


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