Fast jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut bedroht

Mehr als 6.200 Minderjährige mussten wegen Misshandlungen vorübergehend in die Obhut der Jugendämter

  • Lesedauer: 2 Min.

Wiesbaden. Im vergangenen Jahr waren 2,4 Millionen Kinder und Jugendliche (17,3 Prozent) in Deutschland von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Im Vergleich zum Vorjahr (18 Prozent) war das ein leichter Rückgang, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Im gleichen Zeitraum stellten die Jugendämter bei rund 50.400 der insgesamt 13,6 Millionen Minderjährigen in Deutschland eine Kindeswohlgefährdung aufgrund von Gewalt oder Vernachlässigung fest. Das waren zehn Prozent mehr als 2017, wie die Statistiker zum Internationalen Tag der Kinderrechte am Mittwoch erklärte.

In rund 6.200 Fällen nahmen die Jugendämter den Angaben zufolge Kinder oder Jugendliche aufgrund von Misshandlungen vorübergehend in Obhut, in 6.000 Fällen wegen Vernachlässigungen und in 840 Fällen aufgrund von sexueller Gewalt. Weil eine Gefährdung des Kindeswohls anders nicht abzuwenden war, ordneten die Familiengerichte 2018 zudem in rund 7.500 Fällen einen vollständigen und in weiteren 8.500 Fällen einen teilweisen Entzug der elterlichen Sorge an.

Insgesamt 95.000 Kinder oder Jugendliche waren 2018 in einem Heim untergebracht, wie es weiter hieß. Weitere 81.400 lebten in einer Pflegefamilie, darunter 28 Prozent in Verwandten- und 72 Prozent in Fremdpflege. Von rund 3.700 Adoptionen wurde der Großteil (61 Prozent) von Stiefeltern vorgenommen. In 171 Fällen (fünf Prozent) handelte es sich um eine internationale Adoption.

Im Vergleich zu 2017 konnten sich laut Statistik wieder mehr Haushalte mit Kindern eine einwöchige Urlaubsreise leisten. Während 2017 noch 15,5 Prozent der in Haushalten mit Kindern lebenden Personen angaben, dass dies für sie finanziell nicht möglich sei, waren es zuletzt 13,4 Prozent.

Am 20. November 1989 hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet. Diese besteht aus insgesamt 54 Artikeln, die Minderjährigen grundlegende Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte zusichern. Unter anderem ist dort das Recht auf Familie, Fürsorge und ein sicheres Zuhause festgehalten. epd/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!