Kleinromane statt Fußnoten
Russland aus der Sicht eines Weltbürgers: Michail Schischkin hat eine multimediale Kulturgeschichte verfasst
Eine überzeugende Kulturgeschichte Russlands gab es bisher nicht. Zumindest keine, die das Bild des Landes nicht unter den Aspekten der politischen, sozialen oder ökonomischen Verhältnisse entwirft, sondern die es unter individuell gewichteten kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten betrachtet.
Die wegen der Theorie der »Ethnogenese« umstrittene ethnische Geschichte der Russen des mehrfach inhaftierten Dichtersohns und Eurasiers Lew Gumiljow »Von der Rus zu Russland« (2005) konnte das nicht leisten. Auch »Nataschas Tanz«, eine Kulturgeschichte, die der Brite Orlando Figes 2003 im Berlin Verlag herausbrachte, wurde ziemlich kritisch aufgenommen. Figes Absicht, durch die Beschreibung des »russischen Wesens« und der »russischen Seele« einen Zugang zum »Innenleben« der russischen Nation zu finden, wertete der Historiker Matthias Stadelmann als »ein Potpourri aus Geschichte und Hochkultur, durchsetzt mit biografischen Skizzen, knappsten, dünn...
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